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Das Superbewusstsein als natürlicher Seinszustand des Menschen

  • Autorenbild: Florian Stotz
    Florian Stotz
  • 9. Sept.
  • 8 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 17. Nov.

Der Mensch und die verschiedenen Dimensionen des Seins.


In einem Moment der Auszeit legte ich mich bequem auf meine weiche Couch in meinem Wohnzimmer. Seit einiger Zeit beschäftige ich mich mit den Upanishaden. Die Upanishaden sind eine Sammlung spiritueller Schriften aus dem alten Indien. Sie bilden den abschließenden Teil der Veden, den ältesten heiligen Texten des Hinduismus, auch Vedanta für „das Ende der Veden“ genannt. Wortgemäß bedeutet das Wort „Upanishad“ ungefähr „sich niederlassen zu Füßen eines Lehrers“, da diese heiligen Texte damals von Lehrer zu Schüler weitergereicht worden sind. Die Upanishaden sind keine einheitlichen Lehrbücher, sondern Sammlungen von Gesprächen, Gleichnissen und bestimmten Betrachtungen. Bereits westliche Denker wie Schopenhauer und Hermann Hesse sahen die Upanishaden als Quelle tiefster Weisheit. Im Kern lehren die Upanishaden, dass das wahre Selbst unvergänglich ist und eins mit der Existenz. Im heutigen Artikel geht es um einige Aspekte der Upanishaden.

 

Die drei bekanntesten Dimensionen des Menschen

 

Im meiner Artikel habe ich drei Dimensionen des Menschen erwähnt. Zu diesen drei Dimensionen gehören der Körper (auch: Handlungsort), der Astralkörper (auch: Gefühlsort) und der Mentalkörper (auch: Geist).

 

Der Körper wird vor allem in unserer westlichen Kultur von vielen Menschen in den Mittelpunkt der menschlichen Existenz gestellt. Aus meiner Perspektive ist eine übertriebene Kontrolle und Fürsorge für den Körper ebenso unstimmig wie die völlige Vernachlässigung des Körpers. Die eigentlichen Yoga-Sutras behandeln vor allem das innere Sein, nicht vorrangig den Körper selbst. Ein erster Schritt kann es sein vom Körper auszugehen, um dann in eine innere Beobachtung und Loslösung einzutauchen. Mit den Worten „vom Körper auszugehen“ meine ich, die Aufmerksamkeit auf den eigenen Körper zu richten um dann allmählich zum Beobachter der körperlichen Empfindungen zu werden. Danach kann man zu den Gefühle und Gedanken voranschreiten.

 

Den Astralkörper kannst Du als einen subtileren „Körper“ oder Hülle verstehen, welcher Gefühle und Emotionen beherbergt. Die Gefühle die Du erlebst, sind der Ausdruck und das Erleben des Astralkörpers. Durch die Mediation und im spirituellen Fortschritt kannst Du lernen zu erkennen, dass Du nicht Deine Gefühle bist, sondern dass Gefühle kommen und gehen. Du kannst beispielsweise Emotionen erzeugen, auflösen, verändern, vergessen und auch frei davon sein, indem Du Dich auf die Stille im Inneren konzentrierst. Wenn Du erkennst, dass Du nicht Dein Astralkörper bist, dann hast Du einen wichtigen Schritt auf dem Weg zum Zustand des Zen (auch: Samadhi, Satori) gesetzt. Manche Kulturen sprechen auch von einem Superbewusstsein. Mit diesem wichtigen Schritt kannst Du Dich leicht von impulsiven Gefühle loslösen und die Gefühle als Ausdruck des Astralkörpers wahrnehmen.

 

Der Mentalkörper ist eine weitere noch subtilere Hülle, welche die Gedanken und geistigen Prozesse beherbergt. Vor allem in unserer westlichen Kultur wird dem Geist eine große Bedeutung beigemessen. Wenn Du Deine Konzentration und Willenskraft kurz testen willst, dann kannst Du Dir einen schwarzen Hintergrund im Geist vorstellen. Auf diesem schwarzen Hintergrund beginnst Du weiße Zahlen vor Deinem geistigen Auge zu generieren und von 1 bis 100 zu zählen, ohne dass Du dabei andere Gedanken dazwischen funken lässt. Gedanken kommen und gehen, und das Bewusstsein existiert unabhängig von diesen Gedanken selbst. Im Zustand der Meditation kannst Du diese Loslösung erfahren indem Du erkennst, dass Du nicht Deine Gedanken bist. Du kannst im Mentalkörper also Gedanken erzeugen, verändern und loslassen. Das Bewusstsein kann sich jenseits der Gedanken bewegen, wodurch man eine Ebene der inneren Stille und Freiheit in sich erreichen kann.

 

Die drei nächsthöheren Dimensionen des Menschen

 

Durch meinen ersten Moment des Zen (auch: Samadhi, Satori) in Zazen (auch: stilles sitzen) bemerkte ich, dass ich weder mein Körper, Astralkörper noch Mentalkörper bin. Ich erkannte mit meinem Bewusstsein, dass ich eine Seele habe. Die Seele ist das integrierte Zentrum aus Körper, Astralkörper und Geist, das als „Ich bin“ erfahren wird. Du kannst die Seele als die Linse verstehen, durch die das Bewusstseins strahlt.

 

Die Seele ist ein Zentrum des Seins und erlebt die Dimensionen des Körpers, der Gefühle und des Geistes. Eine Traumatisierung zum Beispiel kann sich nur auf den Dimensionen des Körpers, der Gefühle und des Geistes abspielen. Die Seele selbst erlebt eine Traumatisierung als eine bestehende Last in den drei untergeordneten Dimensionen. Das gleiche gilt auch dafür, dass die Seele ein Gefühl von Angst nur auf den drei untergeordneten Dimensionen erlebt. Die Seele selbst bleibt vollständig und erfährt diese Dimensionen lediglich.

 

Das Bewusstsein wiederum ist innerhalb der Seele enthalten. Du kannst Dein Bewusstsein als einen stillen Beobachter verstehen. Es durchleuchtet die Seele und erkennt: „Ja, das bin ich, und doch bin ich mehr als das“. Hier beginnt wahre Selbsterkenntnis, nicht nur als ein Gefühl im Astralkörper, sondern als ein Zustand unmittelbaren Erlebens. Mit Hilfe des Bewusstseins kannst Du in Mediationen beispielsweise die unterschiedlichen Dimensionen des Körpers, Astralkörpers, Mentalkörpers mit der Seele erfahren. Zum Beispiel kannst Du mit Deiner Willenskraft innerhalb des Astralkörpers das Gefühl von Liebe oder Geborgenheit erzeugen und dies Deine Seele fühlen lassen. Der Zen-Buddhismus geht mit dem Herz-Sutra noch einen Schritt weiter, denn Dein Bewusstsein ist wie eine feine Schnur mit dem höheren Selbst „auf der anderen Seite“ verbunden. Damit ist ein Ort vor und nach dem Leben auf dieser Welt gemeint.

 

Das individuelle Selbst (auch: Jīva) und höhere Selbst (auch: Atman) kann durch die Rückführung des Bewusstseins in Meditation erfahren werden. Im Zen-Buddhismus gibt es das Herz-Sutra, dessen Kernerkenntnis durch Mediation lautet: „Form ist Leere, Leere ist Form“. Das Herz-Sutra lehrt, dass alles was Du wahrnimmst (Form, Gefühl, Denken, Wille, Bewusstsein) leer ist von eigenständigem Sein. Das Mantra am Ende des Herz-Sutras lautet: „Om, gate, gate, paragate, parasamgate, bodhi, svaha“, und steht für „Gegangen, gegangen, jenseits gegangen, vollkommen jenseits gegangen, erwachen, so sei es“. Was übrig bleibt ist das reine Bewusstsein, welches im höheren Selbst enthalten ist. Im Zazen hatte ich einmal die Erfahrung, dass Körper, Gefühle und Geist komplett abwesend waren. Für einen kurzen Moment wurde alles wie ein goldener Funke gleißend hell. Diese Erfahrung nahm mir einen großen Teil von der Angst vor dem Tod.

 

Durch das Erkennen des höheren Selbst erkennst Du auch das was Du in Wahrheit bist (auch: Atman), was nicht getrennt ist vom Ganzen (auch: Brahman). Brahman ist das Absolute, die unendliche Wirklichkeit die allem zugrunde liegt. Es ist formlos, grenzenlos, ohne Anfang und Ende. Es ist nicht „jemand“ oder ein persönliches Wesen, sondern eher das Sein selbst. Alles was existiert, wie die Welt in der wir leben, Gedanken, Energie und Zeit ist Ausdruck von Brahman. Das ist die große Erkenntnis der Upanischaden: „Tat Tvam Asi“ für: „Das bist Du“. Du erlebst aus der Wahrnehmung heraus (auch: Atman) also dieses grenzenlose Sein (auch: Brahman) selbst. Damit erfäht sich das Sein in seinem Sein selbst.

 

Welche Rolle spielt der Zustand des Zen für uns Menschen?

 

Der Zustand des Zen (auch: Samadhi, Satori) ist ein Zustand der über den Mentalkörper, Astralkörper und den physischen Körper hinausgeht. Es ist ein Zustand reiner Bewusstheit in dem die üblichen Aktivitäten des Denkens, Fühlens und körperlichen Erlebens aufgehoben sind. Im Zustand des Zen bist Du weder durch Gedanken, Gefühle noch körperliches Erleben gebunden, während auch die Identifikation mit den drei zugrundeliegenden Dimensionen aufgehoben sind.

 

Der Zustand des Zen ist die Freiheit aller identifizierenden Bindungen und die Erfahrung der allumfassenden Stille und Weisheit des Lebens. Damit ist der Zustand des Zen die Transzendierung von Körper, Geist und Gefühle durch tiefe Meditation, wodurch das reine Bewusstsein erkennt, dass es unabhängig von all diesen Erscheinungen ist. Das Ziel der Meditation und Selbstdisziplin ist es diese ursprüngliche, unveränderliche Wirklichkeit im eigenen Leben vollständig zu manifestieren. Dadurch wird erkannt, dass das wahre Selbst jenseits der vergänglichen Erscheinungen von Gedanken, Gefühlen und Körper liegt. Der Zustand des Zen ist jener Zustand, in dem diese Verwirklichung möglich wird. Es ist die Geburt wahrer Weisheit und Freiheit von den mentalen, emotionalen und körperliche Aktivitäten. Das macht den Zustand des Zen auch sehr heilsam für den Menschen.

 

Wissen und Praxis in Balance

 

Die drei zentralen Praktiken der Upanishaden sind die folgenden:

 

  • Sravana (Hören, Studium): Aufmerksam die Lehren über Atman-Brahman zu hören oder zu studieren. Früher war es so, dass vom Lehrer (auch: Guru) dieses Wissen empfangen wurde, heute auch durch die Texte wie den Upanishaden, der Bhagavad-Gita und weitere. Damit sollst Du ein richtiges Verständnis bekommen

  • Manana (Nachdenken, Reflexion): Das Gehörte oder gelesene wird im eigenen Denken geprüft, hinterfragt und durchdrungen. Es werden Zweifel ausgeräumt und die Lehre ins eigene Leben übersetzt. Hiermit soll intellektuelle Klarheit erzielt werden. Das Wissen bleibt nicht nur „fremd“, sondern wird „Dein eigenes“

  • Nididhyasana (Meditation, Kontemplation): Eine tiefe innere Versenkung und Meditation über die Wahrheit „Atman ist gleich Brahman“. Diese Erfahrungen sind jenseits von Denken und Wörter, es ist ein direktes Erkennen durch Erfahrung. Das Ziel ist, nicht nur die Identität mit Brahman zu verstehen, sondern auch zu erleben

 

Ein häufiges Versenken in tiefer Meditation führt im besten Fall zum finalen Stadium des Erkennens von „Atman ist gleich Brahman“. In diesem finalen Stadium findet ein „Tod vor Deinem Tod“ statt, weil Du bereits den Kontakt zu dem Ort hattest, vor dem Du geboren wurdest und an dem Du nach dem Tod gelangst. Dies löst auch die Illusion auf, dass ausschließlich Leben und Tod existieren. Das eigene Ich ist nur in den Dimensionen des individuellen Selbst zu Hause und kann darüber hinaus nicht existieren. Eine Freiheit vom Ich bedeutet auch die Freiheit von dem Leid, das in den innewohnenden Identifizierungen des Ich enthalten sind. Durch die Erfahrung des Zen-Zustands erfährst Du, dass Dein Ich vollständig und in jedem Moment wandelbar ist. Sobald Du beständig im Zustand des Zen verweilst wie einst Sri Ramana Maharshi, existieren keine Identifikationen mehr.


Es lohnt sich aus meiner Erfahrung heraus, Deine Ressourcen zu mobilisieren und Dich Deinen Ängsten bewusst zu stellen. Mit jeder Angst die Du durchschreitest entsteht ein neuer Raum von Freiheit in Dir. Durch diese Freiheit in Dir kannst Du Dich von Angst zu Angst und damit von Freiheit zu Freiheit entlanghangeln. Dies ist ein weiterer Zugang zum Zustand des Zen. Während manche Zen-Schüler stille Meditation bevorzugen, gibt es auch Zen-Schüler die gerne im Alltag ihre Themen auflösen um damit ebenfalls den Zustand des Zen erfahren zu können. Ich bin davon überzeugt, dass sowohl das innere Erleben als auch das äußere Erleben in Balance sein sollten. Vor allem lohnt es sich den Weg zu gehen der Dich mehr verunsichert, weil Du damit den Weg des größten Wachstums gehen kannst. Wenn Du Dir dies noch nicht zutraust, kannst Du auch den für Dich sicheren Weg gehen. Es gibt nicht den einen Weg im Leben, denn das Leben selbst ist der Weg. Die Zustände des Zen werden sich für Dich von selbst ergeben, wenn Du Dich im Inneren in der goldenen Mitte befindest. In Deiner goldenen Mitte wirst Du auf einmal die Themen der Menschen um Dich herum viel leichter erkennen können, weil Du Deiner Selbst bewusst geworden bist. Wer weiß, vielleicht bist Du dann ein weiterer praktizierender des Zen, der mit Mitgefühl und Liebe im Herzen durchs Leben schreitet?


Mit diesem Artikel wollte ich Dir ein größeres Bewusstsein für den heilsamen Zustand des Zen und den Ansätzen anderer Kulturen in Bezug auf die persönliche Entwicklung geben. Ich berichte wenig von meinen persönlichen Erfahrungen, weil sich wenige Menschen überhaupt vorstellen können wie ein Zustand ist, in dem keine Gedanken existieren und eine reine Verbundenheit mit dem Leben besteht. Ich bezeichne diesen Zustand auch gerne als "kein Geist". Ich sehe es als meine Aufgabe mich so gut ich kann verständlich auszudrücken und anderen Menschen den Zugang zum Zen zu erleichtern. Zu viele Worte über intensive Zustände erschaffen eher hinderliche Vorstellungen im Geist. Deswegen nehme ich lieber genau wahr, wo ein Mensch zum gegenwärtigen Zeitpunkt im Leben steht und welche Zen-Praxis für diesen Menschen überhaupt sinnvoll ist. Vielleicht begegnen wir uns auch einmal eines Tages auf eine Unterhaltung bei einer Tasse Tee. Ich wünsche Dir auf jeden Fall eine wunderbare Reise mit den Impulsen aus meinem Artikel.

 

Danke für Deine Zeit und bis bald,

 

Dein Florian 🌈

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