Meta-Position im NLP für frische Perspektiven
- Florian Stotz

- 21. Sept.
- 7 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 16. Nov.
Die drei Wahrnehmungspositionen aus dem Modell des NLP und eine höhere Ebene.
Kannst Du Dich an einen Moment in Deinem Leben erinnern, in dem Du plötzlich eine neue Perspektive auf Dich gewinnen konntest? Dann kannst Du diesen Moment der Erkenntnis als Zustand im nachfolgenden Artikel über die drei Wahrnehmungspositionen im NLP innerlich festhalten. Darunter findet sich die Meta-Position, welche frischen Wind in Deine gegenwärtigen Perspektiven bringen kann.
Was sind die drei Wahrnehmungspositionen aus dem NLP?
Im Modell des NLP stehen die drei Wahrnehmungspositionen für drei Perspektiven, die Du einnehmen kannst, um Deine Kommunikation und Wahrnehmung zu reflektieren. Das Modell des NLP beschreibt dabei die drei Wahrnehmungspositionen wie folgt:
Die erste Position: In der ersten Position bist Du in Deinem Körper. Du siehst alles aus Deinen eigenen Augen heraus und hörst alles wie durch Deine eigenen Ohren. In dieser Position kannst Du nicht zwischen Beschreibung und Bewertung unterscheiden.
Die zweite Position: In der zweiten Position (engl. referential index shift) identifizierst Du Dich mit einem anderen Menschen und nimmst die Welt mit den Sinnen dieses anderen Menschen wahr. Hier hast Du die Wahrnehmungsfilter des anderen Menschen übernommen und beginnst auch damit, die Körpergefühle des anderen Menschen zu fühlen. Dies ist ein möglicher Weg, um hinter dem Verhalten eines anderen Menschen auch seine Absicht wahrzunehmen. In dem Maße, wie Du dazu in der Lage bist, kannst Du Deine kommunikative Kompetenz erweitern. Dies ermöglicht es Dir, den anderen Menschen auf einer tieferen Ebene zu verstehen und ansprechen zu können. Dies ist auch ein grundlegende Prozess im Modelling des NLP.
Die dritte Position (auch: Meta-Position): In der dritten Position (auch: Meta-Position) befindest Du Dich auf einer höheren logischen Ebene. Es ist wie die Position eines Regisseurs, welcher sich die Situation der Schauspieler von außen mit Gelassenheit betrachtet, seine Sinneskanäle vollständig geöffnet hat und äußerst flexibel ist. Der Regisseur ist ein externer Beobachter oder Zeuge, ohne Bewertungen und rein beschreibend. Die Meta-Position ist definiert als ein Ressourcen-Zustand (auch: Ressource-State), in dem Dir Deine Sinne maximal zur Verfügung stehen und Du ein Optimum an Flexibilität hast, um die Informationen aus der ersten und zweiten Position verarbeiten zu können. Die Meta-Position ist gut geeignet, um Dir einen Film einer schwierigen Situation aus Deinem Leben nochmals anzusehen und Dein eigenes Verhalten zu verbessern und bzw. oder für zukünftige Situationen einen neuen Verhaltensautomatismus zu installieren. Manchmal kann es nötig sein, zusätzlich zur dritten Position noch verschiedene Ressource-Zustände einzuführen und von dort aus in die erste Position zurückzukehren. Du kannst diesen Ressource-Zustand, welcher außerhalb der dritten Position eingenommen wird, auch beispielsweise zusätzlich ankern.
Welchen positiven Nutzen haben die drei Wahrnehmungspositionen für Dein Leben?
Viele Probleme des Menschen wurden in den letzten Jahren im Zusammenhang mit den Wahrnehmungspositionen in NLP-Fachkreisen diskutiert. Menschen, die zu viel in der zweiten Position sind, neigen mehr dazu die Gefühle ihrer Partner zu haben als ihre eigenen Gefühle, was eine starke Tendenz zur Abhängigkeit vom Partner beinhaltet. Menschen, die vorwiegend in der dritten Position sind, wirken eher unterkühlt sowie distanziert und haben Schwierigkeiten, angemessene Emotionen zu erleben. Einige dieser Menschen sind beispielsweise sogar beim Sex vom eigenen Erleben dissoziiert (auch: sehen sich von außen). Menschen, die nur oder fast ausschließlich in der ersten Position sind, haben wenig Einfühlungsvermögen in andere Menschen und besitzen wenig kritische Distanz zu sich und den Situationen, in denen sie leben.
Eine weitere Feststellung war, dass gerade in Situationen, die für einen Menschen sehr belastend oder überfordernd erlebt werden, die Wahrnehmungspositionen (auch: VAKOG) oft über die drei Positionen verteilt sind. Du kannst für Dich aus diesen Informationen nun schließen, dass es für Deine Verhaltens- und Erlebensflexibilität von großer Wichtigkeit ist, dass Du in der Lage bist, alle drei Wahrnehmungsposition leicht und angemessen einnehmen zu können. Im nachfolgenden sind die drei Wahrnehmungspositionen noch einmal für Dich in kürze aufgelistet:
Erste Position: Die eigene Ich-Perspektive, bei der man sich als direkt Beteiligter erlebt und fühlt
Zweite Position: Die Perspektive des Anderen, in die man sich empathisch hineinversetzt und die Sichtweise, Gefühle und Gedanken des Gegenübers einnimmt
Dritte Position (Meta-Position): Eine neutrale, unparteiische Beobachterposition von außen, die es ermöglicht, das Geschehen objektiv und distanziert zu betrachten
Die Meta-Position im NLP bedeutet also, dass Du eine Beobachterperspektiv einnimmst, aus der Du sowohl Dein eigenes Verhalten als auch Deinen inneren Zustand wahrnimmst. Weiterhin nimmst Du aus der Meta-Position auch das Verhalten sowie die inneren Zustände anderer Menschen und das Zusammenspiel der ganzen Interaktion wahrnimmst.
Trauma und der Einfluss auf die eigene Wahrnehmung
Vor allem der Missbrauch eines Menschen, sei es emotional, physisch oder psychisch, kann tiefgreifende Veränderungen im Gehirn bewirken. Die gute Nachricht ist, dass die Neuroplastizität des Gehirns diese tiefgreifenden Veränderungen wieder rückgängig machen kann. Neuroplastizität bedeutet, dass sich das Gehirn im Laufe des Lebens verändern und anpassen kann, sowohl in der Struktur (wie Nervenzellen miteinander verbunden sind) als auch in seiner Funktion (wie Signale von außen verarbeitet werden).
Damit kann ein Widerfahrnis von außen zu einem Erleiden führen, welches nicht nur kurzfristig schockiert, sondern auch neurobiologische Strukturen und Funktionen beeinflusst, was Verhalten, Emotionen, Gedanken und Wahrnehmung beeinflussen kann. Die Auswirkung von Traumata können unter anderem folgende sein:
Stressreaktionen und eine Überflutung von Stresshormonen: Ein Missbrauch führt dazu, dass das Gehirn häufig in Alarmbereitschaft versetzt wird. Hormone wie Cortisol und Adrenalin (auch: „Stresshormone“) werden verstärkt ausgeschüttet. Wenn diese Zustände lange andauern, sind diese belastend für den gesamten Menschen
Die Amygdala in Angst und Überlebensmodus: Die Amygdala, die im Gehirn unter anderem für Angst und emotionale Reaktionen zuständig ist, wird überempfindlich. Menschen die Missbrauch erlebt haben, reagieren oft sehr stark auf potenzielle Bedrohungen, die an die Traumatisierung erinnern können oder auch Stress, was zum Beispiel in Ängsten, Übererregbarkeit und Hypervigilanz (auch: erhöhte Wachsamkeit und Überempfindlichkeit) resultieren kann
Der Hippocampus als Ort von Gedächtnis ist überbearbeitet: Der Hippocampus, welcher wichtig für Gedächtnis, Lernen und die Regulierung von Stress ist, kann in seiner Funktion beeinträchtigt sein. Es kann einem Menschen zum Beispiel schwerer fallen, sich an bestimmte Ereignisse zu erinnern oder neue Informationen angemessen zu verarbeiten
Der Präfrontale Kortex als Hirnareal für Entscheidungen, Selbstkontrolle und Emotionsregulation: Diese Region, welche unter anderem für Planung, Impulskontrolle, vernünftige Entscheidungen und das Regulieren von Emotionen zuständig ist, kann in seiner Entwicklung und Funktionsweise beeinträchtig werden. Dies führt oft zu Problemen wie Impulsivität, schlechterem Umgang mit Stress und Schwierigkeiten, die eigenen Gefühle in Balance zu halten
Verhaltensänderungen und psychische Folgethemen: Aus den neurologischen Veränderungen ergeben sich oft:
Angststörungen
Depression
PTBS (Posttraumatische Belastungsstörungen)
Probleme mit Vertrauen und Beziehungen
Überreaktivität oder emotionale Abstumpfung
Schwierigkeiten im Alltag, zum Beispiel Konzentration, Lernen, soziale Interaktion
Allerdings sind nach wie vor einer Resilienz und Heilung möglich. Während im Westen der Schwerpunkt auf die Psychotherapie gesetzt wird, finden andere Menschen im Zen-Buddhismus zum Zen, manche Menschen zum Yoga und im Amazonas fanden schon einige Menschen bei indigenen Völkern durch den Heiltrank Ayahuasca zur Heilung. Viele Wege führen nach Rom, auch bei der Heilung von Trauma.
Zenimpulse für die Wahrnehmungserweiterung
Ist es nicht spannend, dass viele Menschen der Ansicht sind, dass das Wasser in einem Fluss fließt? Im Moment selbst ist das Wasser völlig in Ruhe. Der Fluss ist gleichzeitig fest und fließend, je nachdem wie Du ihn betrachtest. Stell Dir einmal vor, Du stehst an einem großen Bergfluss. Von weitem wirkt der Bergfluss wie ein fester blauer Streifen, unbeweglich wie in einem bunten Gemälde. Wenn Du näher an den Bergfluss trittst, siehst Du Bewegung, Strömung und weißen Schaum auf der Oberfläche. Trittst Du noch näher heran und blickst in den Tropfen hinein, ist er wieder unbeweglich, wie eine Linse aus Glas. Sogar ein Berg fließt, wenn Du ihn von innen her erfährst, in einem Spiel von Zeit und Sein. Für eine Meditation gebe ich Dir gerne die Übung mit, über einen Berg zu meditieren und ihn von allen Perspektiven aus wahrzunehmen. Ich bin gespannt auf Deine Erkenntnis zu fließenden Bergen.
Yogaimpulse für die Persönlichkeitsentwicklung
Im Yoga gibt es den Begriff der Guna-Vritti-Virodha. Das Wort Vritti wird dabei als „Bewegung (im Geist)“ und das Wort Virodha als Konflikt bzw. Gegensatz verstanden. Die Gunas sind die Grundqualitäten der Natur, die sich in drei Elemente aufteilen:
Sattva (Klarheit, Reinheit und Harmonie)
Rajas (Aktivität, Leidenschaft und Bewegung)
Tamas (Trägheit, Dunkelheit und Unwissenheit)
Das Ziel eines Yogis ist es so oft wie möglich im Zustand des Sattva zu sein, um das Wirkliche unter dem Unwirklichen der Existenz erkennen zu können. Der Begriff Guna-Vritti-Virodha ist der Konflikt zwischen den natürlichen Tendenzen, die durch das Überwiegen einer der Gunas entstehen und den wechselhaften Zuständen des Geistes. Dieser Konflikt ist im menschlichen Leben sehr häufig und die Ursache großer Unzufriedenheit beim Alltagsmenschen. Ein Mann, der beispielsweise überwiegend faul ist, also in Tamas beheimatet, wird auch Aktivitäten verachten, wird jedoch oft in Umstände versetzt, in denen er für seinen Lebensunterhalt arbeiten muss, was das Element von Rajas ist. Dieser Konflikt kann eine innere Unzufriedenheit hervorrufen und der Mann könnte sich wünschen, dass er ein friedliches und inaktives Leben haben möchte.
Viele Menschen sind mit ihrem Schicksal unzufrieden und wollen oft das haben, was sie nicht haben. Das ist die Wirkungsweise von Guna-Vritti-Virodha und eine der Ursachen menschlichen Elends. Der Weise allerdings sieht die Unvermeidlichkeit all dessen ein und verzichtet völlig auf Wünsche. Er nimmt, was zu ihm kommt, ohne Jubel oder Bitterkeit. Jede Lebenslange, in der Du Dich befindest, ist das Ergebnis Deiner eigenen Wünsche, auch wenn einer Deiner Wünsche zum Zeitpunkt seiner Erfüllung vielleicht schon durch einen anderen gegensätzlichen Wunsch ersetzt worden ist. Die Wünsche des Menschen können den Mensch aufgrund ihrer Natur nicht dauerhaft befriedigen, und zwischen Wunsch und Erfüllung vergeht stets eine Zeit. In dieser Zwischenzeit können sich Temperament und Wünsche stark verändern, sodass dann, wenn die Erfüllung des Wunsches kommt, Du kaum glauben kannst, Dass Du das selbst einmal gewollt hast.
Ich selbst habe mir in meinem Leben oft unüberlegt Dinge gewünscht, die später wahr geworden sind. Seitdem habe ich gelernt, vorsichtiger zu sein mit dem was ich sage, und dem was ich mir wünsche. Was im Westen eher belächelt werden könnte, ist im Osten und speziell im Yoga bereits als eine Wahrheit deklariert. Wie Du siehst, existieren viele Perspektiven und viele Wahrheiten auf der gesamten Welt.
Wie wäre es beispielsweise, wenn Du eine vierte Wahrnehmungsposition kultivierst? Mit einer vierten Wahrnehmungsposition kannst Du den Blick von oben, wie ein Adler auf viele weitere Menschen um Dich und Deine Mitmenschen legen und bemerken, wie die Dynamik anderer Menschen Euch wiederum beeinflussen. Dann sind wir jetzt bei Gregory Batesons Gedanken zur Ökologie des Geistes angekommen.
Doch was wäre, wenn jeder Mensch wie Yogis das Viveka (auch: Unterscheidungsfähigkeit) hätten und praktizieren würden? Viveka ist die Fähigkeit, zwischen Wirklichem und Unwirklichem, Ewigen und Vergänglichem, Selbst und Nicht-Selbst sowie Wahrheit und Lüge zu unterscheiden. Dann wäre mit diesem rasiermesserscharfen Geist auch der Frieden auf dieser Welt wahrscheinlich schon längst etabliert. Mit diesem heutigen Artikel wünsche ich Dir eine dramatische Wahrnehmungsveränderung für Dich, Deine Mitmenschen und Deine Umwelt.
Danke für Deine Zeit und bis bald,
Dein Florian 🌈



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