Die NLP-Grundannahmen und weitere Axiome des NLP
- Florian Stotz

- 8. Sept.
- 7 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 16. Nov.
Hilfreiche Grundannahmen aus dem NLP und deren Nutzen in Deinem Leben.
In diesem Artikel lernst Du hilfreiche Grundannahmen aus dem NLP kennen. Wenn Du diesen hilfreichen Grundannahmen in Deinem Leben als Leitsätze folgst, kannst Du viele interessante Erkenntnisse für Dich gewinnen und beständig neues Lernen. Unterschiedliche NLP-Trainer definieren verschiedene Grundannahmen aus dem NLP als Axiome. Dabei sind Axiome Sätze die stillschweigend als wahr vorausgesetzt werden und in der Theorie nicht bewiesen werden können. Im heutigen Artikel möchte ich allerdings die Mathematik strickt von dem Modell des NLP trennen und Dir einen Überblick über hilfreiche Grundannahmen aus dem NLP vermitteln.
Was sind hilfreiche Grundannahmen?
Die hilfreichen Grundannahmen aus dem Modell des NLP kannst Du Dir wie ein inneres Betriebssystem vorstellen. Einige hilfreiche Grundannahmen bestimmen beispielsweise wie Du Menschen und Situationen siehst, bevor Du überhaupt handelst. Die hilfreichen Grundannahmen sind streng genommen weder „wahr“ noch „falsch“, sondern hilfreiche Denkrahmen, die beispielsweise Verhalten öffnen können, statt Verhalten zu blockieren. Ein Beispiel einer hilfreichen Grundannahme aus dem Modell des NLP ist: „Hinter jedem Verhalten steckt eine positive Absicht“.
Auch wenn ein Verhalten eines Menschen destruktiv wirkt, versucht der Mensch meist ein Bedürfnis damit zu erfüllen, wie beispielsweise Sicherheit, Nähe und Schutz. Eine Mutter, die einen fremden Mann anschreit, weil er ihrem Kind zu nahe kommt, will ihr Kind schützen. Wenn Du im Park auf die andere Straßenseite schaust, allerdings ein Gebüsch Deine Sicht nur auf die Frau und das Kind einschränkt, könntest Du denken, dass der laute Schrei ohne Worte die Frau als verrückt erklärt. Ein kleiner Wechsel Deiner Position auf die Situation kann einleuchtend sein, warum die Frau so laut am Schreien war.
Die hilfreichen Grundannahmen können Dich dabei unterstützen Dein Verständnis von Dir und Deiner Umwelt zu erweitern. Damit laden sie Dich beispielsweise dazu ein flexibler, mitfühlender und lösungsorientierter zu handeln. Die hilfreichen Grundannahmen aus dem NLP sind wie kleine mentale Schalter, die automatische Türen öffnen, wo vorher nur Mauern standen.
Woher stammen die hilfreichen Grundannahmen aus dem NLP?
Die Ursprünge der hilfreichen Grundannahmen aus dem NLP sind verschieden. Sie stammen aus verschiedenen Sprach- und Veränderungsmodellen, die für sinnvoll und zweckmäßig befunden und in das Modell des NLP übernommen worden sind. In einigen Bereichen des NLP findet sich die unvollständige Grundannahme: „The map is not the territory“ wieder. Diese unvollständige Grundannahme stammt aus dem Buch „Science and Sanity“ von Alfred Korzybski (geb. 1879, gest. 1950). Alfred Korzybksi war Ingenieur, Philosoph und im späteren Leben Wissenschaftstheoretiker. Bekannt wurde er als Begründer der Allgemeinen Semantik (General Semantics), einer Denkrichtung, die untersucht, wie Sprache und Symbole unser Denken, Fühlen und Handel formen.
Wie Du erkennen kannst, ist die Allgemeine Semantik ein Bereich, aus dem unter anderem das Modell des NLP entstanden ist. Durch sein 1933 veröffentlichtes Hauptwerk „Science and Sanity: An Introduction to Non-Aristotelian Systems and General Semantics“ wurden viele Denker wie Gregory Bateson beeinflusst. Das Originalzitat Alfred Korzybksis aus „Science and Sanity“ aus dem eine hilfreiche Grundannahme des NLP stammt lautet: „A map is not the territory it represents, but, if correct, it has a similar structure to the territory, which accounts for its usefulness”. Ungefähr übersetzt bedeutet dies: “Die Landkarte ist nicht das Territorium (auch: Landschaft), aber wenn die Landkarte der Struktur des Territoriums ähnlich ist, ist sie brauchbar“.
In „Science and Sanity“ behandelt Alfred Korzybksi das Konzept eines Trainingsprozesses, der eng mit der Verbesserung sowohl unserer neurologischen als auch unserer sprachlichen Fähigkeiten verbunden ist. Von einigen NLP-Trainer wir hierfür Begriff des „Neuro-Linguistischen Trainings“ herangezogen, der allerdings in seiner Literatur nicht explizit genannt wurde. Das Konzept des Trainingsprozesses liegt vielmehr den Grundstein für spätere Entwicklungen des NLP durch seine Ausführungen zur Struktur des menschlichen Nervensystems, zur Rolle der Sprache und zur Semantik. Wichtige Fakten aus „Science and Sanity“ sind:
Die Bedeutung der neurologischen und sprachlichen Prozesse: Korzybski betont, dass unser Nervensystem in unterschiedlichen Abstraktionsebenen arbeitet und dass unsere Sprache eine Schlüsselrolle für das Organisieren und Verarbeiten von Informationen spielt. Korzybski weist darauf hin, dass unsere Wahrnehmung und unser Denken durch sprachliche Strukturen beeinflusst werden und dass eine falsche Anwendung der Sprache zu semantischen Verzerrungen und psychischen Problemen führen kann
Die Ablehnung des „is“ (engl. für „ist)“ der Identität und Einführung eines funktionalen, operativen Sprachgebrauchs: Um semantische Störungen zu vermeiden, schlägt Korzybski vor, die starre Verwendung von Identitätsbegriffen („ist“) zu vermeiden und stattdessen eine Sprache zu verwenden, die Handlungen, Prozesse und Funktionen beschreibt. Dies entspricht einem Training, die Sprache funktional zu gebrauchen und damit unsere Wahrnehmung präziser an die Realität anzupassen
Trainingsprozesse zur Verbesserung des „Nervensystems als Ganzes“: Korzybksi sieht in der bewussten Verbesserung der sprachlichen und neurologischen Prozesse ein Mittel, um „Sanity“ (auch: Gesundheit des Denkens) zu fördern. Er benennt das Mathematisieren und die Verwendung abstrakter Strukturen als Instrumente, um die Arbeitsweise des Nervensystems zu stabilisieren und zu verbessern
Semantische Disziplin als Trainingsmethode: Durch bewusste Kontrolle der Sprache, Vermeidung von Identifikationen und semantischen Verwechslungen, sowie durch die Differenzierung von Abstraktionsebenen können mentale Verwirrungen reduziert werden. Dies impliziert ein mentales und sprachliches Training, das mit heutigen Konzepten des NLP verwandt ist
Alfred Korzybski beschreibt in „Science and Sanity” einen umfassenden Rahmen, indem er systematisch die Verbindung zwischen neurologischen Prozessen, Sprache und Denken analysiert und Methoden anbietet, um durch sprachliche und kognitive Disziplin geistige Gesundheit und effektives Denken zu fördern. Wie Du sehen kannst, gehen die Ursprünge der hilfreichen Grundannahmen aus dem NLP auf die unterschiedlichsten Bereiche zurück. Die Beschäftigung mit großartigen Werken, aus denen das Modell des NLP seine Ursprünge hat, empfinde ich oft wertvoller als die Ansammlung der Ansichten, Techniken, Strategien und Fähigkeiten, aus dem Modell des NLP, mit denen Du Dein Leben selbstbestimmter und glücklicher gestalten kannst.
Obwohl die Grundannahmen im NLP (Presuppositions) sowohl von der Society of NLP als auch in einigen Seminaren als „NLP-Weisheiten“ präsentiert werden, haben sie keinen einzigen Ursprung, sondern sind ein Mosaik aus mehreren Quellen. Weitere Ursprünge der NLP Grundannahmen stammen von Gregory Bateson, Milton H. Erickson, Virginale Satir, Fritz Perls und anderen Pionieren. Auch im Zen finden sich diese Grundannahmen in anderen Worten verkleidet wieder. Im Zen wird unter anderem gesagt: „Die Finger, die auf den Mond zeigen, sind nicht der Mond“, was sich mit der oft unvollständigen zitierten Grundannahme „The map is not the territory“ wunderbar decken kann.
Die zehn Grundannahmen des NLP
Im nachfolgenden werde ich Dir zehn Grundannahmen präsentieren, welche in den 1970er Jahren an der University of California im Kresge College durch eine Gruppe zusammengetragen wurden. In dieser Gruppe befanden sich John Grinder, der damals am Kresge College Dozent war und Richard Bandler als Student der Mathematik und Informatik, welcher sich zunehmen für Psychologie und Therapieformen interessierte. Gregory Bateson hatte einen engen Kontakt zu der University of California und beeinflusste John Grinder und Richard Bandler vor allem mit seinen Ideen zu Kommunikation, Kybernetik, Schismogenese und der Ökologie des Geistes. Gregory Bateson wird unter anderem als einer der wichtigsten „geistigen Väter“ des NLP betrachtet.
Auf der Website der Society of NLP sind die zehn hilfreichen Grundannahme des NLP im englischen vorhanden. Im weiteren Text sind die zehn hilfreichen Grundannahmen im NLP ins Deutsche übersetzt und lauten wie folgt:
Die Bedeutung Deiner Kommunikation liegt in der Reaktion, die Du erhältst
Ändere den Prozess Deiner Wahrnehmung, nicht den Inhalt
Alle Mittel für Deine Veränderungen sind bereits in Dir vorhanden
Dein positiver Wert als Mensch bleibt konstant. Der Wert und die Angemessenheit Deines Verhaltens kann bezweifelt werden
Es gibt eine positive Absicht hinter jedem Verhalten
Es gibt einen Kontext, in dem jedes Verhalten nützlich ist
Alle Ergebnisse Deiner Veränderung sind etwas, das Du erreicht hast
Alle Unterscheidungen in Bezug auf Dein Verhalten sind durch die fünf Sinneskanäle darstellbar
Wenn das, was Du tust, nicht funktioniert, tue etwas anderes
Welchen Nutzen bieten die zehn NLP-Grundannahmen?
In einem zukünftigen Artikel werde ich auf diese zehn NLP-Grundannahmen einzeln eingehen. Um Dir einen kurzen Überblick über die zehn NLP-Grundannahmen zu geben, habe ich deren möglichen Nutzen für Dich aufgelistet.
Die Bedeutung Deiner Kommunikation liegt in der Reaktion, die Du erhältst: Du lernst, Verantwortung für die Wirkung Deiner Worte und Taten zu übernehmen, statt Dich nur auf Deine Absicht zu berufen. Nutzen: Du wirst wirksamer in Gesprächen, Feedbacks und Beziehungen.
Ändere den Prozess Deiner Wahrnehmung, nicht den Inhalt: Du kannst Dinge anders sehen, hören, fühlen und dadurch dieselbe Situation neu erleben. Nutzen: Freiheit von alten Mustern, mehr Handlungsoptionen.
Alle Mittel für Deine Veränderungen sind bereits in Dir vorhanden: Du musst nicht „jemand Neues“ werden, sondern kannst vorhandene Ressourcen aktiveren. Nutzen: Stärkt Selbstvertrauen, macht unabhängig von äußeren Umständen.
Deine Landkarte ist nicht die Landschaft: Jeder hat seine eigene „innere Karte“ der Realität. Nutzen: Mehr Tolerant, weniger Konflikte, offeneres Zuhören.
Dein positiver Wert als Mensch bleibt konstant. Der Wert und die Angemessenheit Deines Verhaltens kann bezweifelt werden: Selbstwert ist ungleich dem gezeigten Verhalten eines Menschen. Du bist mehr als Deine Fehler. Nutzen: Gesunde Selbstachtung, konstruktiver Umgang mit Kritik.
Es gibt eine positive Absicht hinter jedem Verhalten: Auch destruktive Muster wollen eigentlich etwas Gutes (z.B. Schutz, Zugehörigkeit). Hier setzt im Modell des NLP das Reframing an, damit innere Anteile diese destruktiven Muster in gesunde Muster für die gleiche Bedürfnisbefriedigung erzielen können. Nutzen: Mehr Mitgefühl mit Dir selbst und anderen, leichtere Veränderung von Muster.
Es gibt einen Kontext, in dem jedes Verhalten nützlich ist: Kein Verhalten ist „an sich schlecht“, nur im falschen (auch: unangebrachten) Kontext. Nutzen: Flexibleres Denken, bessere Lösungen in schwierigen Situationen.
Alle Ergebnisse Deiner Veränderung sind etwas, das Du erreicht hast: Alles, was Du tust, ist ein Resultat Deiner Wahl. Nutzen: Du erkennst Deine Selbstwirksamkeit und kannst Deine Entwicklung bewusst steuern.
Alle Unterscheidungen in Bezug auf Dein Verhalten sind durch die fünf Sinneskanäle darstellbar: Erleben ist VAKOG (visuell, auditiv, kinästhetisch, olfaktorisch und gustatorisch). Nutzen: Du lernst, Deine innere Erfahrung gezielt zu steuern (z.B. durch Submodalitäten und deren Veränderung).
Wenn das, was Du tust, nicht funktioniert, tue etwas anderes: Wenn das, was Du tust, nicht funktioniert, tue etwas anderes. Hartnäckigkeit im Prozesswechsel statt Festhalten an Unwirksamem. Nutzen: Du bleibst beweglich, statt Dich in Sackgassen zu verbeißen.
In meinem zukünftig 10 tägigen NLP Practitioner behandle ich an jedem der Workshoptage eine dieser zehn hilfreichen Grundannahmen. Wenn Du also bequem diese zehn hilfreiche Grundannahmen wie von selbst verinnerlichen willst, kannst Du Dich in naher Zeit zu meinem NLP Practitioner anmelden.
Weitere hilfreiche Grundannahmen im Modell des NLP
Eine meiner hilfreichen Grundannahmen habe ich wie folgt definiert: „Jede Erfahrung ist wie ein Edelstein: erst durch das Drehen im Licht zeigt er seine verborgenen Facetten“. Damit meine ich, dass Du durch die Reflexion und Betrachtung einer Erfahrung von mehrere Perspektiven aus, wertvolles Wissen für Dein Leben gewinnen kannst. Um das Einnehmen von mehreren Perspektiven werde ich ebenfalls einen Artikel schreiben.
Es gibt viele hilfreiche Grundannahmen im NLP wie beispielsweise: „Realität ist, was Du daraus machst“, „Rapport bedeutet, dem anderen im Modell seiner Welt zu begegnen“ und „Wenn jemand etwas tun kann, ist es möglich, dieses Verhalten zu modellieren und es jemand anderen zu lehren“. Für den heutigen Artikel schließe ich das Thema der hilfreichen NLP Grundannahmen für das erste ab. Bis zum nächsten Artikel wünsche ich Dir eine großartige Zeit in Deinem Leben und viel Spaß beim Erfahrung sammeln mit den hilfreichen Grundannahmen des NLP.
Danke für Deine Zeit und bis bald,
Dein Florian 🌈

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