Erlange die Meisterschaft über Deine Emotionen und Gefühle – Teil 15
- Florian Stotz

- 23. Sept.
- 8 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 22. Nov.
Eine Artikelserie als Reise aus dem emotionalen Gefängnis.
Nachdem Du Dir die zweite Schlüsselfähigkeit für eine emotionale Wahlfreiheit zugänglich gemacht hast, geht es im heutigen Artikel in einem großen Hechtsprung in die dritte Schlüsselfähigkeit der emotionalen Wahlfreiheit. In diesem Artikel erfährst Du heute, wie Du den Umgang mit Deinen Emotionen gestalten und mit einem Format verändern kannst.
Den Umgang mit Emotionen lernen
Die meisten Menschen versuchen, bestimmte Emotionen zu vermeiden und fühlen sich schlecht wenn ihnen das nicht gelingt. In Zuständen wie Schuld, Angst, Scham, Sorgen, Eifersucht oder Wut befindet sich viele Menschen in wenig ressourcevollen Zuständen. Damit meine ich, dass die Anbindung eines Menschen zu seiner inneren Stärke durch diese Zustände benebelt wird. Erst einmal von solchen Emotionen ergriffen, wünschen sich einige Menschen wieder aus dem emotionalen Erleben herauszukommen. Der erste Schritt um aus diesen Emotionen herauszukommen, besteht darin mit diesen Emotionen in Kontakt zu treten. Um in Kontakt mit diesen Emotionen treten zu können, bedarf es der Wahrnehmung und der daraufhin folgenden Annahme bzw. Akzeptanz der Emotion. Dadurch wird bereits ein Prozess des Loslassens in Gang gesetzt.
Zu Beginn der Artikelserie hast Du bereits kennengelernt, dass Deine Emotionen wie fürsorgliche Freunde sind welche Dir signalisieren, dass in einer Situation Deine Aufmerksamkeit für etwas gefragt ist. Unangenehme Emotionen weisen Dich auf etwas hin und überbringen ihre Botschaft auf eine schmerzhafte Art. Stell Dir einmal vor, dass Du Dir mit einem scharfen Messer in den Finger schneidest. Sicherlich würdest Du Deinen verletzten Finger mit passenden Mitteln versorgen und Deine Aufmerksamkeit ist dabei auf die Versorgung des verletzten Fingers gerichtet. Ist es also nicht töricht, die eigenen Emotionen und das was sie Dir mitteilen möchten zu ignorieren? Egal wie unangenehm oder abstoßend Dir eine Emotion erscheinen mag sie ist ein wertvolles Signal. Und wenn das Signal nur daraus besteht, dass es Zeit wird einen alten Trigger aus einer alten Situation aufzulösen, der diese Emotion erst entstehen lässt.
In früheren Artikeln habe ich beschrieben, dass das was Dir ein emotionales Signal mitteilen will, das funktionale Attribut der Emotion ist. Selbst die unangenehmsten Emotionen haben ein funktionales Attribut und können nützlich sein, wenn Du sie als Hinweis auf Deine Bedürfnisse verstehst. Zu Beginn der Artikelserie wurde eingeführt, dass Deine Emotionen wie fürsorgliche Freunde sind, welche Dir mitteilen, dass in einer bestimmten Situation Deine Aufmerksamkeit erfordert ist. Möglicherweise weisen Dich unangenehme Emotionen auf etwas hin und überbringen Dir diese Nachricht auf eine schmerzhafte Art und Weise. Stell Dir einmal vor, Du würdest Dir mit einem scharfen Messer in einen Finger schneiden. Wenn Dein Finger nun verletzt wäre, dann würdest Du ihn mit den passenden Mittel versorgen und ihm Deine Aufmerksamkeit schenken. Daher ist es töricht, zu ignorieren was Dein emotionaler Ratgeber Dir mitzuteilen versucht. Egal wie unangenehm, widerlich oder schrecklich Dir eine Emotion erscheinen mag, sie ist tatsächlich ein wertvolles Signal für Dich. Vor einigen Artikeln wurde auch thematisiert, dass das, was Dir dieses emotionale Signal mitzuteilen versucht, das funktionale Attribut dieser Emotion ist. Selbst die unangenehmsten Emotionen haben funktionale Attribute und können nützlich sein, wenn Du sie als wichtige Signale für Deine Bedürfnisse betrachtest.
Den Umgang mit Deinen Emotionen zu lernen, ist die dritte Schlüsselfähigkeit der emotionalen Wahlfreiheit. Im Zentrum dieser Fähigkeit steht das funktionale Attribut. Sobald Du dieses funktionale Attribut für eine bestimmte Emotion erkannt hast, verwandelt sich diese Emotion in etwas das es wert ist erlebt und verwendet zu werden. Es lohnt sich also Bedauern, Schuld oder Frustration zu empfinden wenn Du Dir bewusst bist, dass diese Emotionen Dich auf etwas hinweisen. Oder lohnt es sich nicht zu merken, wann Du einen Fehler gemacht hast, Deine Werte verletzt hast oder Du noch immer auf ein Ergebnis hinarbeitest? Es geht nicht nur darum Emotionen zu fühlen und auszudrücken, sondern auch auf diese Emotionen einzugehen.
Was nützt es Dir etwas zu bereuen, wenn dieses Bedauern nicht dazu führt, Deine Haltung und Dein zukünftiges Verhalten zu verändern? Höchstens, dass Du Dich noch in einem Veränderungsprozess befindest und diesen anerkennen darfst, um weitere Veränderungen zu durchlaufen. Es hat wenig Sinn Schuld zu empfinden, wenn dieses Schuldgefühl nicht Deine Absicht verändert Deine Werte künftig einzuhalten. Anders gleich ist es mit der Frustration, denn wenn Du nur frustriert bleibst, anstatt Dich von der Frustration zu kreativen Schritten in Richtung Deines Ziels antreiben zu lassen. Das funktionale Attribut einer unangenehmen Emotion legt fest, was Du tun kannst um stimmig auf Deine Emotion einzugehen.
Die Generative Kette zur Veränderung von unangenehmen Emotionen
Ein wirkungsvolles Mittel um unangenehme Emotionen in stimmigere Emotionen umzuwandeln, um daraus sinnvolle Verhaltensweisen zu schöpfen, ist die generative Kette. Die generative Kette ist eine der ersten Techniken, die Leslie Cameron-Bandler und Richard Bandler entwickelt haben, als sie nach Wegen suchten um Menschen von den Auswirkungen lähmender Emotionen zu befreien. Dazu gehören auch Emotionen, die mit wiederkehrenden Themen im Leben eines Menschen verknüpft sind. Die generative Kette nutzt das funktionale Attribut einer Emotion und einem bestimmten Ergebnis im Kopf. Danach verkettet man die unangenehme Emotion mit anderen Emotionen, welche Dich in einen stimmigeren Zustand führen. Ein paar Anbieter auf dem Markt verdienen mit der Anwendung dieser Technik viel Geld. Du kannst Dir Dein Geld sparen, wenn Du Dir die Fähigkeiten aus dieser Artikelserie selbst beibringst. Stell Dir einmal vor in welcher Welt wir leben würden, wenn wir unser Wissen mit anderen Menschen einfach teilen würden. Ein Lehrer der diese Technik für teures Geld verkauft, kann aus meiner Perspektive kaum bedeutende Fähigkeiten besitzen, und erblasst im Licht eines authentischen Zen-Meisters voller Güte, Liebe und Mitgefühl.
Der Prozess wird verketten genannt, weil das Ergebnis einer Kette ähnelt deren einzelne Glieder aus Emotionen bestehen. Es entsteht eine Abfolge von Emotionen, die sich sobald die unangenehme Emotion im Alltag ausgelöst wird, automatisch in Gang setzt. Diese Abfolgen von Emotionen gibt es bei allen Menschen, doch einige stehen nicht immer Dienst eines stimmigen Ausgangszustands. Ein häufiges Beispiel für eine unstimmige Emotionskette sieht so aus: Angenommen ein Menschen fühlt sich überfordert, und aus dieser Überforderung entsteht eine Emotion von Unzulänglichkeit. Aus diese Unzulänglichkeit entsteht häufig Hoffnungslosigkeit und aus der Hoffnungslosigkeit wiederm eine depressive Stimmung. Durch diese unstimmge Emotionskette kann ein Mensch innerhalb weniger Augenblicke von einer Überforderung in depressive Zustände abrutschen. Weitere unstimmige Emotionsketten:
Verletztheit → Angst → Furcht → innerer Terror
Ungeduld → Frustration → Wut → Raserei
Eifersucht → Wut → Zurückweisung → Unwürdigkeit oder Aggression
Die Emotionsketten entstehen unter anderem als direkte Folge der Art, wie ein Mensch denkt, wahrnimmt und Bedeutungen vergibt. Manche Menschen glauben beispielsweise gleichzeitig alle ihre Ziele erreichen zu müssen. Sobald also auch nur ein Ziel nicht sofort realisiert wird, führt dies häufig dazu sich unzulänglich zu fühlen. In diesem Zustand beginnen einige Menschen damit, sich mit anderen Menschen zu vergleichen. Zu sehen was andere schon erreicht haben, was man selbst noch nicht erreicht hat, kann diese Emotion verstärken. Dies ist ein kritischer Punkt, an dem sich ohne Bewusstheit über die eigene Situation, die Emotion von Unzulänglichkeit in Hoffnungslosigkeit verwandeln kann. Mit der Brille der Hoffnungslosigkeit verfärbt sich die Wahrnehmung auf die Welt plötzlich dunkel. Wenn dann auch noch die Vergangenheit als miserabel betrachtet wird, dann schleicht sich leicht der Gedanke ein, dass auch die Zukunft miserabel sein muss. Wenn dann die Zukunft ebenfalls miserabel erscheint, ist oft ein nächster Schritt in eine Depression gesetzt worden.
Was Dich von einem emotionalen Kettenglied zum nächsten führt, ist eine Mischung aus Perspektiven, inneren Vorstellungen (auch: Bildern, Filmen), inneren Dialogen, Deinem Selbstbild und der Art und Weise wie Du über Dich selbst denkst. Es zeigt sich an dieser Stelle für Dich deutlich, wie Du Dein Verhalten, Deine Emotionen und Deine Gedanken gegen Dich selbst richten kannst. Wann beendest Du also endlich bewusst diesen alten Nonsens, der schon viel zu lange in Dir existiert, wenn Du davon betroffen bist? Wurde erst einmal eine generative Kette aus Gedanken, Emotionen und Verhalten geschmiedet, neigt sie dazu beständig zu funktionieren. Stimmiger wäre es Dich auf ressourcenreiche und lohnenswerte Ziele auszurichten, anstatt auf lähmende und auswegslos wirkende Zustände.
Wie Du siehst, dienen Dir Deine Emotionen als deutliche Signale. Ich möchte auf die obigen Beispiele noch genauer eingehen. Wenn Du Dich unzulänglich fühls kann es sein, dass Du zu viele Ziele auf einmal umsetzen willst, als Du in Deiner verfügbaren Zeit umsetzen kannst. Die Unzulänglichkeit ist oftmals ein Signal, dass Du Deine Ergebnisse neu bewerten und priorisieren solltest. Danach kannst Du das Signal mit einer wertschätzenden und respektvollen Haltung annehmen und genauer unter die Lupe nehmen. Wenn Du als nächstes mit einer Emotion von Neugier in Dir erkennst, dass manche Ziele auch zu einem späteren Zeitpunkt realisiert werden können, führt dies zu mehr Entspannung in Dir. Die verbleibenden Ziele ordnest Du daraufhin nach Wichtigkeit, Zeitrahmen und Umsetzbarkeit ein. Daraufhin erinnerst Du Dich an Zeiten in Deinem Leben, in denen Du bereits viele Ziele auf stimmige Art und Weise umgesetzt hast. Zum Abschluss stellst Du Dir vor, wie Du in Zukunft Deine Ziele tatsächlich erreichst und stärkst damit Dein Vertrauen in Deine Fähigkeiten, diese Ziele Schritt für Schritt zu verwirklichen.
Das eben beschriebene Beispiel ist eine generative Emotionskette mit dem folgenden Muster: Überforderung → Respekt und Wertschätzung → Neugier → Entspannung → Beruhigung → Selbstvertrauen. Stell Dir einmal vor, Du würdest ab heute damit beginnen eine unstimmige Emotion bewusst mit anderen stimmigen Emotionen zu verketten. Wenn Du diesen Prozess dann jeden Tag für die nächsten Zwei Wochen drei Mal am Tag übst, wird Dein Unterbewusstsein diese Emotionskette wie von selbst im Alltag ablaufen lassen. Magie? Nein, und doch. Mit einer generativen Kette sind tiefgreifenden Veränderungen in Deinem Leben möglich. Die generative Kette lenkt Deine Aufmerksamkeit auf einen stimmigen und wirksamen Pfad, anstatt Dich innerlich herumirren zu lassen und sich in unangenehmen Emotionen gefangen zu fühlen. Im übrigen sind in Deinem Geist diese generativen Emotionsketten als Assoziationsketten organisiert.
Sobald Du das funktionale Attribut einer Emotion erkennst, kannst Du Dich neu auf eine stimmige Emotion und ein angemessenes eingehen auf die unstimmige Emotion ausrichten. Wenn Du beispielsweise weißt, dass die Emotion der Verletzlichkeit ein Signal für Dich ist, dass Du Dich um sich selbst kümmern sollst, dann setzt Du damit gleichzeitig das Ziel: "Tu etwas, das Dir gut tut". Jede Emotion die Dich darauf aufmerksam macht, dass Du etwas tun musst um für Dich zu sorgen (auch: Verletzlichkeit), eine andere Option finden solltest (auch: Festgefahrensein) oder Deine Ziele neu bewerten solltest (auch: Überforderung), ist eine Emotion die Respekt und Wertschätzung verdient.
Vielleicht erscheint es Dir am Anfang ungewohnt, verletzliche Emotionen oder Zustände wie ein Festgefahrensein mit Respekt und Wertschätzung anzunehmen. Denk allerdings daran, dass Menschen die sich gut von intensiven Krankheiten erholen konnten, meist jene Menschen sind die ihre Symptome als Signale verstehen. Diese Signale zeigen was in ihnen vorgeht und worauf sie antworten müssen. Die Symptome bleiben unangenehm, aber es existiert eine Dankbarkeit für die Hinweise der Körpers, weil diese Hinweise es ermöglichen angemessener zu agieren. Anstatt Symptome also zu hassen, richten solche Menschen ihre Aufmerksamkeit auf das was schon jetzt im Moment getan werden kann. Ähnlich sind unangenehme Emotionen erfahrungsbezogene Symptome auf der Emotionsdimension dessen, was an Dem was Du gerade tust nicht stimmig ist.
Ausgehend vom funktionalen Attribut führt Dich die generative Kette durch eine Abfolge innerer Schritte. Zuerst nimmst Du die unstimmige Emotion in Dir bewusst wahr und wirst neugierig darauf, was Du in Bezug auf das funktionale Attribut der Emotion tun kannst. Dann erinnerst Du Dich an beruhigende und stärkende Erinnerungen, in denen Du in anderen Lebensbereichen bereits getan hast, was jetzt benötigt wird. Schließlich stellst Du Dir lebhaft vor, wie Du in der Zukunft genau das tust, was Du jetzt für heute brauchst. Die generative Kette verbindet Deine gegenwärtigen Bedürfnisse mit den Ressourcen Deiner Vergangenheit und lädt Dich dazu ein, Dich im Moment erfüllter zu fühlen und auf diesem nahrhaften Boden in eine erfülltere Zukunft mit jedem weiteren Schritt zu schreiten.
Im nächsten Artikel wirst Du konkrete generative Ketten für zehn unstimmige Emotionen kennenlernen. Außerdem erfährst Du das allgemeine Format, welches diesen generativen Ketten zugrunde liegt, und kannst auf Basis dieser Grundlage Deine eigenen Emotionsketten schmieden. Du wirst dabei auch erkennen, dass es für das Gehirn am leichtesten ist, etwas Bekanntes mit etwas Neuem zu verknüpfen, um große Veränderungen zu ermöglichen. Bis dahin wünsche ich Dir eine wunderbare Zeit in Deinem Leben.
Bis zum nächsten Mal und Danke für Deine Zeit,
Dein Florian 🌈



Kommentare