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Ankern und NLP: Was ein Anker ist und eine Anleitung in vier Schritten – Teil 1

  • Autorenbild: Florian Stotz
    Florian Stotz
  • 5. Sept.
  • 9 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 24. Nov.

Ankern lernen und bewusst einen gewünschten Allgemeinzustand etablieren.


An einem bewölkten Tag im Herbst blicke ich aus dem Fenster und bin fasziniert von den verschiedenen Wolkenstrukturen. Während ich mich in einen meditativen Zustand versetzt habe, ist mein Geist vollständig klar. Durch die Verbindung mit einem höheren Bewusstseinszustand kann auch die Kreativität des Unterbewusstseins in Bewegung kommen. Nebst einer neuen Hypnose, mit der ich Dir auf YouTube einen intensiven Impuls für Deine Persönlichkeitsentwicklung geben werden, war meine Idee für heute Dich in die Landschaft des NLP zu begleiten, und Dir das Ankern näher zu bringen. Im Laufe meiner Trainerkarriere durfte ich feststellen, dass manche Menschen skurrile Ansichten haben, was das Ankern ist und wie Ankern funktioniert. Während ich diese Zeilen über das Ankern schreibe, steigt der Duft verschiedener Rosensorten von japanischen Räucherstäbchen namens „Nobara“ in meine Nase hinauf. Der Duft dieser Rosen erinnert mich an eine Zeit in einem Park mit reichlich roten Rosen. Vielleicht ist die Erinnerung an den Duft einer Rose schon ein Anker, der jetzt in diesem Moment auch für Dich aktivert worden ist.

 

Was ist ein Anker?  

 

Ein Anker ist eine absichtliche oder unabsichtliche Verknüpfung zwischen einem äußeren Reiz (auch: Stimulus) und einer inneren Reaktion (auch: Response). Daher auch der Name des Stimulus-Response-Modells, welches auf vereinfachte Weise schildert, was ein Anker ist. In meiner vorherigen Einleitung spreche ich von einem Rosenduft, der aus japanischen Räucherstäbchen aufsteigt (äußerer Reiz) und einer Erinnerung an einen Park voller Rosen (Reaktion). In der Psychologie spricht man von einem unkonditionierten Reiz und einer unkonditionierten Reaktion, wenn die Reaktion, die aus dem Reiz erfolgt, nicht bewusst konditioniert wurde.

 

Um aus einem unkonditionierten Reiz einen konditionierten Reiz herzustellen, könnte ich mich beispielsweise an den Rosenduft der japanischen Räucherstäbchen erinnern. Durch diese Erinnerung finde ich auch wieder leichter Zugang zu der Erinnerung im Park voller Rosen. Wenn ich jetzt zur gleichen Zeit an ein visuelles Symbol, wie eine rote Rose denke, verknüpfe ich diese rote Rose mit dem Park voller Rosen und den japanischen Räucherstäbchen. Dies wird auch als eine Kette von Assoziationen bezeichnet, kurz: Assoziationskette. Immer dann, wenn Du an diese rote Rose vor Deinem geistigen Auge mit voller Konzentration denkst, entsteht wieder der damit verbundene ursprüngliche Zustand.

 

Jetzt weißt Du auch, was ein konditionierter Reiz ist, der eine konditioniere Reaktion hervorruft. Denn der konditionierte Reiz ist eine rote Rose als visuelles Symbol, und die konditionierte Reaktion ist unter anderem die Erinnerung an den Park voller Rosen. Sei Dir darüber bewusst, dass dieser nun hergestellte visuellen Anker, die rote Rose, als visuelles Symbol nicht nur an einen Park voller Rosen erinnert, sondern auch an den emotionalen Zustand, als Du den Duft der japanischen Räucherstäbchen wahrgenommen hast. An deinen visuellen Anker sind also die Sinne des visuellen (auch: sehen), kinästhetischen (auch: fühlen) und olfaktorischen (auch: riechen) verbunden.


Ein Anker ist umso stärker je mehr Repräsentationssysteme (auch: Sinneskanäle) daran beteiligt sind. Im NLP gibt es das Format des „Circle of Excellence“, dessen Kern es ist, Dir im Geist eine ressourcenreiche Erinnerung aufzurufen. Diese ressourcenreiche Erinnerung beinhaltet, dass Du sowohl assoziiert bist (sprich, alles wie durch Deine Augen erneut erlebst) und alle Sinne (visuell, auditiv, kinästhetisch, olfaktorisch und gustatorisch) daran beteiligt sind. Während Du in dieseb ressourcenreichen Zustand eintauchst, wird ein Anker hierfür hergestellt, sodass Du diesen Zustand in Deinem Alltag bewusst hervorrufen kannst. In meinen Workshops bediene ich mich eines tieferen Verständnisses des Ankers.

 

Wie wurde das Ankern entdeckt und was ist klassisches sowie operantes Konditionieren?

 

Seinen Ursprung hat das Ankern in den Forschungen des russischen Physiologen Iwan Petrowitsch Pawlow. In seinem berühmten Hundeexperiment konnte er nachweisen, dass das Nervensystem Verknüpfungen zwischen einem Reiz und einer Reaktion lernen kann. Damals fütterte er in einem Experiment einen Hund mit Essen. Jedes Mal, wenn es für den Hund etwas zu Essen gab, begann der Speichel des Hundes aus seinen Mundwinkeln zu fließen. Iwan Pawlow begann damit, immer dann, wenn er dem Hund etwas zu essen gab, auch gleichzeitig eine Glocke läuten zu lassen. Eines Tages experimentiere Iwan Pawlow damit, wenn er jetzt nur die Glocke läuten würde und stellte fest, dass aus dem Mundwickel des Hundes der Speiche zu fließen begann. Für den Hund erzeugte der konditionierte Reiz des Glockenläutens den konditionierten Reiz des Speichesflusses, da der Hund dies mit „es gibt Essen“ verbunden hat.

 

Das Studieren der klassische Konditionierung nach Iwan Pawlow erklärt auch, welche Faktoren die Intensität eines starken Ankers ebenfalls beeinflussen. Dieses Wissen lasse ich in meine Trainings und Workshops einfließen. Inzwischen hat sich aus der klassischen Konditionierung noch eine weitere Form gebildet, nämlich die operante Konditionierung. Während Du Dir die klassische Konditionierung wie einen „Knopf“ vorstellen kannst der, sobald er gedrückt wird etwas auslöst, ist die operante Konditionierung etwas anders definiert. Die operante Konditionierung kannst Du Dir wie einen „Hebel“ vorstellen, den Du benutzt, um ein gewünschtes Ergebnis zu bekommen. Je nach Ergebnis führst Du das, was zu diesem Ergebnis geführt hat, öfter oder seltener. Das Prinzip ist, dass Verhalten durch seine Konsequenzen gesteuert wird. Eine Belohnung verstärkt ein Verhalten, während Strafe oder das Ausbleiben von Belohnung ein Verhalten schwächen. Einige Frauen sind übrigens, bewusst oder unbewusst, Meisterinnen des Ankerns und dem herstellen von guten Gefühle. Falls Du Dich als Mann einmal gefragt hast, wie manche Frauen eine emotionale Bindung zu einem Mann herstellen, dann ist das eines der "Geheminisse".

 

Welche Auswirkungen haben Anker auf das Leben?

 

Anker sind überall in Deinem Alltagsleben wirksam. Ob Du Anker bewusst wahrnimmst oder nicht spielt dabei meist keine Rolle. In meinen Workshops vermittle ich Dir beispielsweise einen Zustand, welcher Dir dabei hilft Deine unbewussten Anker die hinderlich in Deinem Leben sein können bewusst werden zu lassen. Beispiele von Anker:

 

  • Ein Lied im Radio welches Dich in eine frühere Beziehung zurückversetzt

  • Der Duft eines Parfüms welches Dich in eine alte Zeit katapultiert

  • Das Bild einer Speise welches Dir das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt

 

Diese Anker steuern oft unsere Reaktionen wie im Autopilotmodus. Manchmal schenken uns Anker starke innere Ressourcen wie Freude oder Kraft. Manchmal halten uns Anker aber auch gefangen, etwa in Ängsten oder eingefahrenen Beziehungsmustern (auch: „calibrated loops“, Startschleifen, die sich immer wiederholen). Anker können Dich sowohl unterstützen oder innerlich blockieren. Das Modell des NLP gibt Dir Werkzeuge in die Hand, um Dein Leben bewusster und selbstbestimmter gestalten zu können, was oftmals die Voraussetzungen für ein glückliches Leben sind.

 

Was ist für Dich beim Ankern zu beachten?  

 

Damit ein Anker für Dich wirksam wird gibt es bestimmte Bedingungen, von denen zumindest einige erfüllt sein sollten:

 

  1. Intensität des Zustands: Der emotionale Zustand sollte stark genug sein

  2. Reinheit des Zustands: Achte darauf, dass Du vorerst eine bestimmte Emotion spürst und nicht ein Mischgefühl mit angehaftet wird

  3. Timing: Setzt den Anker in einem emotionalen Zustand, der sich intensiv anfühlt

  4. Einzigartigkeit: Nimm einen Reiz (zum Beispiel ein visuelles Symbol), welcher nicht ständig im Alltag überlagert wird

  5. Genauigkeit der Wiederholung: Nutze denselben Reiz für mindestens drei Durchläufe. Mit drei Durchläufe meine ich, dass Du beispielsweise für das Gefühl von Freude drei vergangene Situation hervorrufst, in denen der emotionale Zustand stark genug wird und Du Dich beispielsweise eines visuellen Symbols als Anker bedienst


Du kannst einen Anker wie eine präzise Landkarte im Nervensystem verstehen. Je genauer ein Anker gesetzt wird, desto zuverlässiger funktioniert ein Anker, weil Dein Nervensystem den Hinweis versteht und dieser inneren Landkarte bis zum jeweiligen Zustand folgen kann. Nicht, dass Du jetzt schon ein NLP Master Practitioner sein solltest? Meiner Erfahrung nach zeichnet sich ein guter Lehrer dadurch aus, dass er Dir zeigt, dass Lernen einfach sein kann und gleichzeitig Spaß macht. Dies ist auch eine der Grundsäulen meiner Workshops.

 

Wie kannst Du Ankern?

 

In den nachfolgenden vier Schritten führe ich Dich durch einen Prozess des Ankerns. Bestimmt hast Du Dich schon gefragt: „Wie kann ich denn einen Anker erzeugen?“. Wenn Du also bei Dir oder einem anderen Menschen einen Anker für ein gutes Gefühl „installieren“ (auch: machen) möchtest, kannst Du die nachfolgenden Schritte als eine Anleitung für Dich verstehen.

 

Schritt 1: Einen Gefühlszustand aktivieren

 

Erinnere Dich bitte an ein Erlebnis aus Deinem Leben, welches Deinen gewünschten Zustand deutlich repräsentiert (auch: darstellt). Beispielsweise kannst Du Dich oder Deinen Gegenüber fragen: „Wann hatte ich / hattest Du das beste Gefühl meines / Deines Lebens?“. Wenn Du oder Dein Gegenüber sich nun erinnern, kannst Du das auch an einer kleinen oder großen körperlichen Reaktion bemerken. Hinweise wie Veränderungen im Gesichtsausdruck, in der Körperhaltung, der Gesichtsfarbe, der Herzfrequenz (betrachte die Halsschlagader) sind nur einige von vielen Hinweisen.

 

Schritt 2: Setze den Anker

 

Als nächstes ankerst Du diesen Zustand. Wenn Du oder Dein Gegenüber sich in einem intensiven emotionale Zustand der erinnerten Emotion befindet, kannst Du beispielsweise einen kinästhetischen Anker setzen. Erst visuelle Anker und jetzt auch noch kinästhetische Anker? Selbstverständlich, denn Du wirst allmählich ein NLP Master Practitioner im Ankern. Ein Beispiel von einem kinästhetischen Anker ist beispielsweise das Drücken auf eine bestimmte Körperstelle, wie oberhalb Deiner Kniescheibe. Du kannst auch einen akustischen Anker wie der Klang des Zungenschnalzens setzen, sobald Du eine veränderte körperliche Reaktion bei Dir oder Deinem Gegenüber bemerkst.

 

Schritt 3: Leite einen Break State ein

 

Im dritten Schritt kommst Du oder Dein Gegenüber wieder aus diesem Zustand heraus. Daraufhin erfolgt ein Break State (auch: eine kurze Pause). In einem Break State neutralisierst Du den geankerten und immer noch vorhandenen Zustand. Beispielsweise kannst Du einfach kurz Aufstehen, Deine Aufmerksamkeit auf die Wolken am Himmel lenken oder eine andere Ablenkung wählen.

 

Schritt 4: Den Anker testen

 

Am letzten Schritt angekommen testest Du den zuvor installierten Anker. Löse den installierten Anker aus und finde durch ein genaues Beobachten und Vergleiche mit dem vorherigen Zustand heraus, ob Du Dich wieder in dem Zustand des guten Gefühls befindest. Wenn ja, hast Du erfolgreich einen Anker installiert. Falls nein, wiederhole die Schritte dieser Strategie noch einmal.

 

Wie kannst Du Anker auflösen?

 

Wenn Du Dich an den Anfang des Artikels erinnerst, gibt es auch Anker in Deinem Leben welche wie Dich innerlich blockieren können. Bestimmt glaubst Du auch, dass es in Deinem Leben eine Menge an Verhaltensweisen gibt, bei denen Du glaubst, dass Du sie nicht kontrollieren und loswerden kannst. Möglicherweise isst Du zu viel ungesundes Essen, rauchst täglich viele Zigaretten, bewegst Dich zu wenig oder hast eine große Menge an Ängsten aller Art. Dazu zählt die Angst vor Präsentationen, Angst vor Tieren, Angst vor dem Fliegen oder die Klaustrophobie.

 

All dies kannst Du als in Dir vorhandene Anker betrachten, für die gilt, dass Du deren Ursache-Wirkungs-Verhältnis auflösen kannst. Dabei bildet die Fast Phobia Cure als starke NLP-Technik eine mögliche Lösung. Die Fast Phobia Cure durchschneidet das physiologische Band zwischen Ursache und Wirkung, beziehungsweise zwischen Reiz und Reaktion. Damit ist die Fast Phobia Cure der Umkehrprozess eines Ankers und neutralisiert einen bestehenden Anker. In meinem Artikel über die Fast Phobia Cure kannst Du nachlesen, wie das funktioniert. Sei bloß vorsichtig, wenn Du diese NLP-Technik schon anwendest, obwohl Dir niemand ein Zertifikat dafür ausgestellt hat, schließlich bist Du kein offizieller NLP Master Practitioner und es bedarf der Erlaubnis einer selbstermächtigenden Institution, dass dies für Dich erlaubt sein soll. An dieser Stelle darfst Du auch darüber reflektieren, welchen Nonsens Dir andere Menschen glauben machen wollen, um davon am meisten selbst davon profitieren zu können.

 

Eine Abschlussübung: Generiere einen Anker für gute Gefühle

 

Der englische Begriff des „Layerings" bedeutet „stapeln“. Im NLP gibt es sogenannte Stacked Anchors, auch Stapel-Anker. Bei Stapel-Ankern werden mehrere verschiedene, aber thematisch passende Ressourcen-Zustände auf denselben Anker (denselben Reiz) gelegt. Damit wird der Anker stärker und vielschichtiger. Ein Beispiel:

 

  • Du erinnerst Dich zuerst an einen Moment großer Gelassenheit und setzt den Anker

  • Danach rufst Du ein Erlebnis von Selbstvertrauen hervor und verstärkst denselben Anker

  • Anschließend rufst Du noch ein Gefühl von Freude hervor und aktivierst den gleichen Anker noch einmal

 

Jetzt hast Du am Ende sowohl Gelassenheit, Selbstvertrauen und Freude gebündelt in einem einzigen Anker, auch Stapel-Anker genannt. Jetzt kannst Du Dir einen visuellen oder akustischen Anker für gute Gefühle überlegen. Diesen Anker, eine bestimmte Handbewegung (visuell) oder ein Fingerschnipsen (akustisch),  löst Du immer dann aus, wenn ein anderer Mensch gerade gute Gefühle erlebt. Installiere diesen Anker immer genau in der gleichen Art, so lange, bis er zuverlässig funktioniert. Nutze diesen Anker also immer genau dann, wenn Du Menschen in Deiner Umgebung gute Gefühle machst und sich bei Deinem Gegenüber die Veränderung des Zustands bemerkbar macht. Am besten ankerst Du auch Deine guten Gefühle auf diesem Anker. Die Vorteile für Dich bei diesem Anker sind folgende:

 

  • Du weißt, mit welchem Anker Du bei Dir und anderen Menschen gute Gefühle auslösen kannst und kannst diesen Anker bewusst nutzen

  • Dir wird das Installieren und Auslösen von guten Gefühlen schnell zu einer Gewohnheit, die sich nach einiger Zeit von selbst unbewusst integriert und in Deinem Unterbewusstsein generalisiert. Damit machst Du diese Gewohnheit irgendwann unbewusst und lebst essentielle Elemente aus dem NLP

 

Heute hast Du wieder einmal eine Menge über das Modell des NLP, genauer gesagt über die Technik des Ankerns, etwas gelernt. Ich schlage Dir vor, dass Du jetzt das Ankern üben kannst. In meinen NLP-Workshops kannst Du das Ankern mit Leichtigkeit erlenen. Ich wünsche Dir viel Spaß das Ankern zu üben und diese Anker in Deinem Leben sinnvoll einzusetzen.

 

Danke für Deine Zeit und bis bald,

 

Dein Florian 🌈

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