Was ist Hypnose und Aktive Imagination?
- Florian Stotz

- 13. Sept.
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 24. Nov.
Hypnose und Aktive Imagination als Quintessenz der seelischen Entwicklung.
Das Modell des NLP beinhaltet viele nützliche Werkzeuge für Dich auf dem Weg in Deinem Leben. Ich lernte einmal einen Mann kennen, der sich mit NLP beschäftigte. Seiner Überzeugung nach musste er sich jeden Tag nur vorstellen, wie er einmal in einen Ferrari sitzen würde, um dieses Ziel leichter zu erreichen. Auf meine Frage hin ob er dafür etwas aktiv tun würde, sagte er: „Mein Unterbewusstsein macht das schon!“. Es stimmt, dass wir in unserem Geist bestimmte Gedanken herstellen und an unser Unterbewusstsein übergeben können. An diesen Gedanken orientiert sich unser Unterbewusstsein. Was ist allerdings, wenn es dem eigenen Unterbewusstsein gegen den Strich geht, einen Ferrari im Leben als Ziel zu haben, weil unbewusst eigentlich anderes wichtig ist? Was wäre, wenn der Ferrari den man will, nur eine Konditionierung der Werbung ist und man versuchst ein unbewusstes Thema auszugleichen, indem man Bewunderung von manchen Menschen für den Ferrari erhält? Heute geht es um die Kraft der Hypnose und der Aktiven Imagination als Quintessenz der seelischen Entwicklung.
Was ist Hypnose?
Das Wort Hypnose trägt seine Wurzel im griechischen Wort „hypnos“ für Schlaf und der Anhang des „ose“ bedeutet „Zustand, Vorgang“. Der Begriff wurde im 19. Jahrhundert von James Braid geprägt. James Braid beobachtete, dass Menschen in Trance manchmal wie Schlafende wirken, und nannte diesen Zustand daher „Hypnose“. Später stellte er klar, dass Hypnose kein Schlaf, sondern ein besonderer Bewusstseinszustand ist. Das Wort Trance trägt seine Wurzel im lateinischen Wort „transire“ für „hinübergehen, überschreiten“ und wurde ursprünglich als Übergangszustand zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein verstanden. Du kannst Trance als einen Bewusstseinszustand zwischen Wachbewusstsein und Schlaf auffassen. Hypnose ist eher der Prozess, um einen bestimmten Trancezustand hervorzurufen.
Bestimmt hattest Du schon einmal einen der nachfolgenden Erfahrungen erlebt:
In den klaren Nachthimmel zu blicken und funkelnde Sterne zu beobachten
An einem Lagerfeuer dem Knistern des glutroten Holzes zu lauschen
Die Wärme und Nähe des Körpers eines lieben Menschen zu spüren
Sehr wahrscheinlich hast Du Dich bei diesen Erfahrungen in Trancezuständen befunden, welche sich von einem Einkauf im Supermarkt oder beim Fahrradfahren deutlich unterscheiden. Aus diesem Grund ist es möglich mit dem Prozess der Hypnose unterschiedliche Trancezustände erfahren zu können. Damit ist Hypnose der Prozess, um Trancezustände in Dir hervorrufen zu können.
Funktioniert Hypnose auch für Dich?
In seinem Werk „Hypnosis“ schreibt George Estabrooks (1895 – 1973) als Psychologe und Hypnose-Experte über die Möglichkeit mit Hilfe von Hypnose die Persönlichkeit von Spionen zu spalten. Seine Idee war es in Spionen „multiple Persönlichkeiten“ zu erzeugen und diese für Spionagezwecke zu nutzen und einen „Super Spy“ zu erschaffen. Dieser „Super Spy“ würde sich aus folgenden Kriterien zusammensetzen:
Einem „Alltags-Ich“ als normale Persönlichkeit, die nichts von der Spionagetätigkeit weiß
Einem „Agenten-Ich“ als hypnotisch programmierte zweite Persönlichkeit, welche in bestimmten Situationen durch ein Codewort aktiviert wird
Dieses Agenten-Ich soll in der Lage sein, Informationen aufzunehmen, zu speichern und weiterzugeben, ohne dass das Alltags-Ich jemals davon erfährt. Selbst unter Verhör oder Folter hätte das Alltags-Ich keine Zugriffsmöglichkeit auf die Informationen, damit wäre der Spion also „sicher“. Die Ideen von George Estabrooks griff die CIA mit einem Projekt namens MKUltra ähnlich auf. MKUltra war ein geheimes Forschungsprogramm der CIA (1953 – 1973), das sich mit Gedankenkontrolle, Bewusstseinsveränderung und Verhörtechniken beschäftigte. Nach dem Koreakrieg fürchtete die USA, dass die Sowjets oder Chinesen „Gehirnwäsche“ beherrschten. Ziel war es dann durch MKUltra neue Methoden zu entwickeln um Menschen zu manipulieren, zu kontrollieren oder zu programmieren, sowohl für Verhöre als auch für Spionagezwecke. Dabei diente die Hypnose vor allem als Einsatz zur Erinnerungskontrolle und zur Programmierung von Verhalten.
Im Rahmen der Psychotherapie ist Milton H. Erickson (1901 – 1980) ein Pionier. Milton H. Erickson hat die Hypnose mit Psychotherapie verbunden und konnte damit viele Menschen heilen. Mit 17 Jahren erkrankte Erickson schwer an Kinderlähmung (Polio). Dabei war er so stark gelähmt, dass die Ärzte seiner Familie sagten, er würde die Nacht nicht überleben. Milton H. Erickson konnte dabei weder sprechen noch sich bewegen und nur seine Augen bewegen. In dieser Phase begann Milton H. Erickson innerlich Selbsthypnose-Protokolle zu entwickeln. Da er nicht sprechen konnte „befahl“ er sich in Gedanken kleine Körperreaktionen, z.B. den kleinen Finger zu bewegen. Weiterhin nutzt er innere Visualisierungen und Suggestionen als eine Art selbst geschriebenes Hypnose-Skript, das nur in seinem Kopf existierte. Dieses selbst erarbeitete Protokoll half ihm, Schritt für Schritt minimale Bewegungen zurückzugewinnen.
Milton H. Erickson war zeitweise komplett gelähmt und musste vieles im Leben neu erlernen (z.B. Gehen durch Beobachtung seiner kleinen Geschwister). Diese Erfahrung prägte seine außergewöhnliche Beobachtungsgabe: Er nahm kleinste Veränderungen in Mimik, Körperhaltung und Stimme wahr. Die intensive Erkrankung an Polio prägte seine Überzeugung, dass der Mensch durch innere Bilder, Suggestionen und Fokussierung selbst tiefste körperliche Prozesse beeinflussen kann. Dies war das Fundament, mit dem Milton H. Erickson heute einen dramatischen Einfluss auf die moderne Psychotherapie und Hypnose gelegt hat. Auch ich bediente mich der Selbsthypnose in einer schweren Krankheitszeit, und konnte kurze Zeit später wieder Alltagsaktvitäten aufnehmen.
Wie stark Hypnose für Dich funktionieren kann, hängt unter anderen von den nachfolgenden Faktoren ab:
Fokus bzw. Konzentration: Die Aufmerksamkeit ist gebündelt auf eine Sache
Vertrauen: Das Gefühl von Sicherheit und loslassen von Kontrolle
Erwartung bzw. positive Erwartungshaltung: Eine innere Überzeugung, dass gleich etwas passieren wird, in der Regel verbunden mit Vorfreude und Spannung
Offenheit: Die Bereitschaft, Dich darauf einzulassen, neue Erfahrungen zu sammeln
Folgsamkeit bzw. Bereitschaft zur Mitwirkung: Der Wille, Anweisungen zu befolgen und kooperatives Verhalten zu zeigen
Verbindung bzw. Rapport: Eine zwischenmenschliche Nähe und ein Gefühl von „wir sind auf einer Wellenlänge“ zwischen Dir und dem Hypnotiseur
Wenn laut George Estabrooks drei von den sechs oben genannten Elementen erfüllt sind, wird die Hypnose stark wirken. Dabei behauptet George Estabrooks, dass bei der Erfüllung aller sechs oben genannten Elemente sehr tiefgreifende Programmierungen möglich werden und jemand zu einem „Super Spy“ gemacht werden können. Dies begründet er damit, dass die Erfüllung aller sechs Elemente zu einer maximalen Suggestibilität führen.
Unter der Suggestibilität versteht man die Empfänglichkeit für Suggestionen. Sie beschreibt, wie stark ein Mensch auf Impulse, Anweisungen oder innere Bilder reagiert, die von außen gesetzt werden. Das Wort Suggestion stammt vom lateinischen Wort „suggestio“ für „Eingabe“. Etwas wird so „eingepflanzt“, dass es wie ein eigener Gedanke oder Impuls erlebt wird. Damit ist eine Suggestion ein sprachlicher bzw. nonverbaler Hinweis, der beim Empfänger dieses Hinweises eine bestimmte Vorstellung, Empfindung oder Handlung auslöst, ohne dass der Empfänger dies kritisch prüft. Es gibt viele verschiedene Formen von Suggestionen, die in diesem Artikel nicht erwähnt werden.
Überlege Dir einmal selbst, in welchem Umfeld Du groß geworden bist und welche Glaubenssätze Du durch Dein Umfeld als kleines Kind aufgenommen hast. Dies kannst Du wie eine hypnotische Programmierung verstehen. Auch die Fernsehwerbung, welche Dir weiß machen will, dass es wichtig ist das neues iPhone zu besitzen ist Hypnose pur. Auch die Propaganda der Politiker eines Landes, welche den Bewohnern etwas verkaufen möchte ist wie eine Hypnose. Wie gut Hypnose funktionieren kann, wird an den damaligen Kreuzzügen und den Kriegen auf der Welt deutlich. In kurzen Worten: Hypnose funktioniert auch für Dich. In Form von hochwertiger Selbsthypnose kannst Du Dich mit Deiner Stimme sogar selbst hypontisieren. Dein Unterbewusstsein wertet Deine Stimme als Autorität und misst dieser deshalb eine Wahrheit zu in dem was Du sprichst.
Ein kurzer Ausflug zur Aktiven Imagination
Im Jahre 1913 entwickelte Carl Gustav Jung (1875 – 1961), ein Psychiater, Psychoanalytiker und Begründer der analytischen Psychologie, eine Technik, welche er die „Konfrontation mit dem Unbewussten“ nannte. Er experimentierte damals mit seinen eigenen inneren Bildern, Visionen und Dialogen, welche er als Prozess im „Roten Buch“ dokumentierte. Durch weitere Erfahrungen und Erkenntnisse entwickelte sich daraus eine Methode, um bewusst in Kontakt mit dem Unbewussten zu treten, welche heute als Aktive Imagination bezeichnet wird.
Die Aktive Imagination ist ein bewusster, kreativer Prozess des Dialogs mit Deinen inneren Bildern, Symbolen und Archetypen, die aus Deinem Unbewussten aufsteigen. Es handelt sich dabei um kein passives Beobachten von Traumbildern oder inneren Bildern, sondern ein aktives Eintauchen in die Bilderwelt, bei der Du als Träumer oder Suchender mit inneren Figuren kommunizierst, mit diesen in Beziehung trittst und so einen lebendigen inneren Austausch förderst.
Dieser Prozess ermöglicht es Dir verborgene innere Anteile, insbesondere Schattenanteile und unterdrückte Emotionen bewusst zu machen, zu verstehen und zu integrieren. Durch die bewusste Begegnung mit unbewussten Inhalten wächst Dein Selbstverständnis und Deine Seele findet Entlastung und Heilung. Die Aktive Imagination ist ein Weg, der innere Konflikte in eine versöhnte Beziehung bringt, wodurch eine Synthese zwischen den verschiedenen Teilen in Dir möglich wird. In meinen Trainings und Workshops lasse ich nebst dem Modell des NLP, Hypnose und weiteren Themen auch die Aktive Imagination einfließen. Ich finde es ist sehr sinnvoll, dass Du Werkzeuge in die Hand bekommst, um mit Dir selbst näher in Verbindung zu treten. Meine Erfahrung nach gibst Du dann weniger Deinem Unterbewusstsein Befehle, sondern erkennst die Zeichen Deines Unterbewusstseins um genau das in Deinem Leben zu manifestieren, was Dir von Herzen her wirklich wichtig ist.
Mit dem heutigen Artikel konnte ich Dir ein erstes Verständnis für Hypnose und Aktive Imagination mitgeben. Selbstverständlich gibt es zu beiden Themen viel zu lernen und zu experimentieren. In zukünftigen Artikel werde ich noch genauer darauf eingehen, wie Du mit Hilfe von Hypnose und Aktiver Imagination hinderliche Themen De-Programmieren und daraufhin mehr Stimmigkeit in Dir manifestieren kannst.
Danke für Deine Zeit und bis bald,
Dein Florian 🌈

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