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Erlange die Meisterschaft über Deine Emotionen und Gefühle – Teil 5

  • Autorenbild: Florian Stotz
    Florian Stotz
  • 30. Aug.
  • 9 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 6. Nov.

Eine Artikelserie als Reise aus dem emotionalen Gefängnis.

 

Vor einiger Zeit habe ich mich an ein berühmtes Zitat von Viktor Frankl (1907 – 1997) erinnert. Er war ein österreichischer Neurologe, Psychiater und Begründer der Logotherapie. In seinem Buch "Trotzdem Ja zum Leben sagen“ teilt er seine Erfahrungen als Häftling in nationalsozialistischen Konzentrationslagern. Während Viktor Frankl überlebte, wurde fast seine gesamte Familie ermordet. Trotz dieses Leids entdeckte er, dass selbst in den grausamsten Umständen eine Freiheit bleibt: Die Freiheit die eigene Haltung zu wählen. Sein berühmtes Zitat lautet: „Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl unserer Reaktion. In unserer Reaktion liegen unsere Entwicklung und unsere Freiheit“. Im heutigen Artikel betrittst Du einen Raum, welcher Dich mit Schlüsselfähigkeiten der emotionalen Wahlfreiheit vertraut macht. Bist Du bereit, allmählich die Macht zur Wahl Deiner emotionalen Reaktionen zu erlangen?

 

Was bedeutet emotionale Wahlfreiheit für Dich?

 

Für einige Menschen bedeutet emotionale Wahlfreiheit sich genau jene Emotionen auswählen zu können, welche sie als bereichernd empfinden. In meinen Trainings bin ich oft darauf aufmerksam geworden, dass viele Menschen ausschließlich positive Emotionen erfahren wollen. Im Modell des NLP gibt es viele Werkzeuge um auch in herausfordernden Situationen in der Balance bleiben zu können. Doch würdest Du in herausfordernden Situationen auch wirklich diese Werkzeuge bewusst nutzen? Ein Beispiel: „Was soll ich denn mit positiven Emotionen! Dieser Idiot hat mich gerade beleidigt, dem zeige ich jetzt was Sache ist!“. Gerade dann, wenn das Modell des NLP am dringlichsten benötigt wird verwenden es die meisten Menschen nicht. Es nützt Dir also offensichtlich wenig wenn Du ein NLP Practitioner, NLP Master Practitioner und NLP Trainer Zertifikat besitzt, jedoch nicht die Elemente des NLP in Deinem Leben aktiv oder unbewusst anwendest.

 

In meinen Workshops lege ich viel Wert darauf, dass für meine Workshopteilnehmer ein unbewusster Lernprozess stattfindet. In meinen zukünftigen NLP Practitioner Workshops vermittle ich Dir beispielsweise das Modell des NLP in Bezug auf Dein eigenes Leben. Auf Basis meines Gedankens: "Welche Elemente des NLP nützen meinen Workshopteilnehmern am meisten in ihrem Leben? Und wie stelle ich sicher, dass meine Workshopteilnehmer diese NLP Elemente in ihrem Leben bewusst, oder unbewusst anwenden?" habe ich meinen NLP Practitioner konzipiert. Stell Dir einmal selbst die folgende Frage: „Was kann ich mit dem Modell des NLP in meinem Leben tun?“. Ich denke es ist viel sinnvoller zuerst das Modell des NLP im eigenen Leben anzuwenden und das eigene Leben damit zu bereichern, anstatt nur mit komplexen Fachbegriffen aus dem NLP um sich zu werfen. Aus meiner Perspektive lebt das Modell des NLP von seiner Anwendung, und dies ist ein Grundbestandteil in meinen Workshops.


Es klingt zwar besonders intellektuell, sagen zu können: "Wenn Du, während Du im Kalibrieren die minimalen Zugangs­hinweise Deiner Rapport-Person erkennst und bemerkst, dass ihr primäres Lead-System, das auf Practitioner-Ebene oft noch unbewusst durch Submodalitäten-Cluster gesteuert wird, sich in einem kinästhetisch-auditiven Overlap entfaltet, gleichzeitig die Anwendung des Metamodells reflektierst, entsteht eine Dynamik, die erst auf Master-Niveau korrekt reframed werden kann", allerdings ist die Frage, ob Du damit überhaupt etwas in Deinem Leben anfangen kannst und ob Du Dein intellektuelles Wissen auch umsetzen kannst.

 

Was wenn es Dir gelingen würde nur noch in einer Welt voller angenehmer Emotionen zu leben? Worauf würdest Du Dich damit einlassen? Für die nachfolgende Übung kannst Du Dir ein Blatt Papier und einen Stift zur Hand nehmen. Notiere auf er linken Seite des Papiers fünf Emotionen, die Du für den Rest Deines Lebens erleben wollen würdest. Danach notierst Du Dir auf der rechten Seite des Papiers fünf Emotionen, welche Du sofort loswerden willst. Wie sieht Dein Ergebnis nach der Ausführung dieser Übung aus? Behalte das Papier nun bis zum Ende dieser Artikelserie und wirf nach dem Lesen aller Artikel noch einmal einen Blick auf diese Notizen. In den nächsten Abschnitten lernst Du ein Spektrum von Emotionen und ihre feinen Unterschiede kennen.

 

Was ist der Unterschied zwischen Enttäuschung und Frustration?

 

Bestimmt sind Dir die Emotionen der Enttäuschung und der Frustration bekannt, denn beide bedeuten, dass Du ein Ergebnis noch nicht bekommen hast, welches Du erreichen wolltest. Der feine Unterschied zwischen beiden Emotionen liegt darin, dass Du bei Frustration die Möglichkeit Dein Ziel zu erreichen, noch immer glaubst und weiterverfolgst. Eine angemessene Reaktion auf die Emotion der Frustration ist also Dein Ziel weiterzuverfolgen. Enttäuschung hingegen signalisiert Dir, dass die Möglichkeit Dein Ziel zu erreichen wahrscheinlich vorbei ist. Eine angemessene Reaktion auf die Emotion der Enttäuschung ist oftmals daher, nach vorheriger Reflektion und stimmiger Einsicht, Dein Ziel loszulassen und damit aufzuhören Dein Ziel weiterzuverfolgen.

 

Kannst Du Dich an etwas erinnern, was Du wolltest aber nicht erreicht hast? Dann kannst Du Dir jetzt einen Moment für Dich Zeit nehmen und enttäuscht darüber sein, dass Du es nicht erreicht hast. Als nächstes solltest Du Dir zwei Fragen beantworten: Ist es noch möglich, das zu bekommen, was Du einst haben wolltest? Willst Du immer noch das haben, was Du damals nicht bekommen hast? Wenn Du etwas für Dich gefunden hast, dann erlaube Dir die nachfolgende Erkenntnis: Du kannst es bekommen und es ist etwas, das Du noch immer willst. Weiterhin ist es für Dich auch möglich, das zu bekommen was Du willst. Deine damalige Herangehensweise, es zu bekommen hat sehr wahrscheinlich nicht funktioniert. Eine angemessenere Emotion ist daher die Emotion der Frustration. Welche Herangehensweisen gibt es für Dich noch, um das zu bekommen, was Du willst? Generiere mehrere Optionen und setze die beste Herangehensweisen jetzt in die Tat um. Eine meiner Erkenntnisse im Leben war: "Wenn ich seit einer längeren Zeit nicht bekomme was ich will, hilft ein Perspektivwechsel".

 

Zusammengefasst ist der Unterschied zwischen Enttäuschung und Frustration, dass Menschen die frustriert sind weiterhin engagiert im Streben nach dem bleiben, was sie haben wollen. Bestimmt kennst Du auch Situationen, in denen Du noch nicht genau wusstest, was Du tun musstest um erfolgreich zu sein. Schmiede Dir also einen Plan indem Du neue Optionen generierst, um zu erreichen was Du erreichen willst. Wenn es sich lohnt über etwas frustriert zu sein, dann lohnt es sich daraufhin auf Emotionen wie Geduld und Entschlossenheit zurück zugreifen, um Dein Ziel doch noch zu erreichen. Menschen die enttäuscht sind, kommen oft zu dem Punkt einen Wunsch loszulassen, die entstehende Emotion der Enttäuschung zu akzeptieren und sich anderen Zielen zu widmen.

 

Der Wert Deiner Emotion wird an dem Ergebnis gemessen, dem Deine Emotion dienen soll

 

In dem Buch „The emotional hostage“ von Leslie Cameron Bandler gibt es den Leitsatz: „Der Wert einer Emotion kann nicht daran gemessen werden, wie angenehm sie ist, sondern nur an dem Ergebnis, dem sie dienen soll“. Dieser Leitsatz unterstreicht erneut, dass Deine Emotionen wie ein fürsorglicher Freund sind, welcher Dich auf etwas aufmerksam macht auf das Du reagieren solltest. Wie ein fürsorglicher Freund können Deine Emotionen Dich auch auf etwas Unangenehmes hinweisen und Dir Informationen auf eine Weise geben die schmerzhaft sein können.

 

Egal welche Emotion, ob angenehm oder unangenehm, sie ist ein wertvolles Signal. Worum es bei diesem Signal geht, wird als „funktionales Attribut“ bezeichnet. Selbst die unangenehmsten Emotionen haben funktionale Attribute die für Dich nützlich sein können, wenn Du sie als wichtige Botschaften Deiner Bedürfnisse verstehst. Der erste Schritt Deine Emotionen zu nutzen besteht also darin zu erkennen, worauf diese Emotionen Dich aufmerksam machen. Der zweite Schritt besteht dann darin angemessen auf diese Botschaft zu antworten.

 

Was ist das funktionale Attribut von Reue, Schuld und Angst?


In Bezug auf die Reue besteht das funktionale Attribut darin, dass Du in einer vergangenen Situation etwas hättest anders machen können oder sollen. Vielleicht bereust Du es, dass Du vor kurzer Zeit einem anderen Menschen böse Worte an den Kopf geworfen hast. Egal woher Deine Reuegefühle kommen und wie schmerzhaft sie auch sein mögen, es ist wichtig zu erkennen, dass Dir diese Emotion einen begangenen Fehler signalisiert. Nur wenn Du Deine Fehler bewusst erkennst kannst Du es vermeiden, Deine Fehler in Zukunft zu wiederholen.

 

Das funktionale Attribut von Schuld signalisiert Dir, dass Du einen persönlichen Standard verletzt hast. Mit Deinem persönlichen Standard sind beispielsweise Deine Werte gemeint. Mit der Emotion der Schuld sollst Du also sicherstellen, dass Du das was Du getan hast in Zukunft nicht noch einmal machst. Ein Beispiel könnte sein, dass Du in einer Situation keine Stellung bezogen hast sondern tatenlos zugesehen hast, während etwas geschah das Du als ungerecht empfunden hast. Ohne die Emotion der Schuld als Feedback gäbe es wenige Möglichkeiten, was Dein Verhalten an Deinen persönlichen Standards ausrichten würde.

 

Eine der wohl stärksten Kräfte im Leben des Menschen ist die Angst. Ein funktionales Attribut von Angst ist das Singal, dass es in Deiner Zukunft etwas gibt auf das Du Dich besser vorbereiten solltest. Beispielsweise macht es einigen Menschen Angst auf eine Party zu gehen, auf der sie niemanden kennen. Die Emotion der Angst macht Dich darauf aufmerksam, dass Du Dich auf bestimmte Situationen entweder besser vorbereiten, oder sie ganz vermeiden solltest. Ich werde dem Thema der Angst mehrere Artikel widmen, da die Angst viele Facetten haben kann. Für manche Menschen mit generalisierter Angststörung ist ein Signal der Angst endlich damit aufzuhören, was beständig diese Angst im Inneren erzeugt. Wie Du siehst, geht der Kaninchenbau der Angst und vieler anderer Emotionen noch tiefer als wir vermeintlich auf den ersten Blick vermuten würden.

 

Die funktionalen Attribute der Emotionen Überforderung, Eifersucht und Wut

 

Die Emotion der Überforderung entsteht in der Regel wenn Du versucht, Ergebnisse zu erreichen, die entweder zu groß oder zu zahlreich sind, um sie in der Dir zur Verfügung stehenden Zeit zu erreichen. Das funktionale Attribut von Überforderung ist das Signal, dass Du Deine Aufgaben neu bewerten und Prioritäten setzen solltest.

 

Vor kurzer Zeit saß ich mit einem meiner besten Freunde im Kino. Ein wenig später kam ein Pärchen in unsere Nähe. Die Freundin des Partners schaute mich an während sie auf den Platz links neben mir blickte und zu ihrem Freund sagte: „Da kann ich sehr gerne sitzen!“. Die Reaktion ihres Partners war sofort mit Eifersucht verbunden. Den ganzen Film über schmollte ein Rugby Spieler links neben mir, dass seine Partnerin neben mir sitzen wollte. Wenn das Wohlbefinden durch das Auftreten eines „Rivalen“ um die Aufmerksamkeit und Zuneigung einer Dir nahestehenden Person bedroht ist, dann ist es eine häufife Reaktion Eifersucht zu empfinden. Das funktionale Attribut von Eifersucht ist das Signal, dass Du glaubst Dein emotionales Wohlbefinden sei in Gefahr und Du etwas gegen die Gefahr unternehmen musst. Im Falle des Pärchens war die Taktik des Freundes seinen Kopf immer so auszurichten, dass wenn seine Partnerin zu mir schauen wollte, er den Blickwinkel zu mir während des Films abschnitt. Was für ein Kinderzirkus, dachte ich mir dabei. Würden wir Menschen keine Eifersucht empfinden, könnten wir allerdings auch zulassen, dass eine bedrohliche Situation sich bis zu dem Punkt entwickelt an dem die eigene Beziehung geschädigt wird. Die Frage ist bei der Eifersucht jetzt: Stammt sie aus Deiner Fantasie oder besteht eine tatsächlich bedrohliche Situation? Eine meiner Lehrer sagte hin und wieder gerne zu eifersüchtigen Menschen: "Hör doch auf im Kopf rumzuwichsen!".

 

Bestimmt gab es in Deinem Leben schon einmal einen Moment, in dem Du wütend gewesen bist. Wenn jemand Dein Wohlbefinden bedroht, ob absichtlich oder unabsichtlich, reagierst Du wahrscheinlich mit Wut, es sei denn Du hast gelernt Deine Wut zu verdrängen oder die Verkörperung von Gelassenheit bist. Das funktionale Attribut von Wut ist, dass es Dir signalisiert, dass Du etwas unternehmen solltest um den Missbrauch Deines Wohlbefindens zu stoppen, oder weiteren Missbrauch in Zukunft zu verhinderen. Die Wut welche Du in solchen Momenten empfindest, ist ein Hinweis darauf, dass jemand etwas getan oder getan hat, was Dir geschadet hat. Wenn dieser Hinweis nicht existieren würde, dann würdest Du nichts unternehmen um sicherzustellen, dass Dir in Zukunft kein ähnlicher Schaden widerfährt.

 

Wohin führt Dich das Erkennen der Botschaft bzw. die Funktion Deiner Emotionen?

 

Sobald Du erkennst, welche Botschaft oder Funktion eine Emotion hat, also ihr funktionales Attribut, verändert sich Deine Haltung zu dieser Emotion. Sie ist dann nicht mehr nur eine störende Last sondern ein wertvolles Signal, welches Dir dabei hilft angemessen zu handeln oder etwas zu lernen. Beispielsweise kann Dich Wut nur nerven wenn Du sie als „unangenehm“ wahrnimmst. Wenn Du allerdings Deine Wut als Signal erkennst, dass Deine Grenzen überschritten worden sind und Du handeln solltest, dann wird diese Wut zu einem fürsorglichen Freund.

 

Viel zu oft werden Emotionen gefühlt und ausgedrückt, allerdings gehen wir oft nicht auf diese Emotionen ein. Es hat wenig Sinn...

 

  • sich schuldig zu fühlen, wenn Dein Schuldgefühl nicht zu einer Erneuerung Deines Willens und Deiner Absicht führt, Deine persönlichen Standards in Zukunft einzuhalten

  • etwas zu bereuen das Du getan hast, wenn diese Emotion der Reue nicht dazu beiträgt Dein zukünftiges Verhalten zu ändern

  • weiterhin frustriert zu sein, wenn Dich diese Emotion der Frustration nicht dazu antreibt, kreative Bemühungen zu unternehmen um Dein gewünschtes Ergebnis doch noch zu erreichen

 

Damit legt das funktionale Attribut einer unangenehmen Emotion fest, was Du tun musst um angemessen auf die jeweilige Emotion zu reagieren. Somit sind auch unangenehme Emotionen es wert erlebt zu werden, wenn man sie sinnvoll nutzt. Wie Du sie sinnvoll nutzt, erfährst Du bereits in dieser Artikelserie sowie in meinen Trainings und Workshops. Wahre emotionale Wahlfreiheit bedeutet, vier Fähigkeiten zu besitzen und zu nutzen die im nächsten Artikel ausführlicher erklärt werden:

 

  • Das Platzieren von Emotionen (Placement): Die Fähigkeit in den Situationen Deines Lebens mit Emotionen zu antworten die angemessen und nützlich sind

  • Das Ausdrücken von Emotionen (Expression): Die Fähigkeit zu wählen wie Deine Emotionen ausgedrückt werden

  • Das Nutzen von Emotionen (Employment): Die Fähigkeit unangenehme Emotionen so zu nutzen, dass daraufhin nützliches Verhalten und angenehme Emotionen entstehen

  • Die Prävention von Szenarien (Prevention): Die Fähigkeit Dich davor zu bewahren, bestimmte überwältigende und lähmende Emotionen zu erleben

 

Die Thematisierung dieser vier Schlüsselfähigkeiten der emotionalen Wahlfreiheit erwarten Dich im nächsten Artikel. Bis dahin wünsche ich Dir eine tolle Zeit in Deinem Leben.

 

Danke für Deine Zeit und bis bald,


Dein Florian 🌈

 

 

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