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Erlange die Meisterschaft über Deine Emotionen und Gefühle – Teil 11

  • Autorenbild: Florian Stotz
    Florian Stotz
  • 20. Sept.
  • 8 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 17. Nov.

Eine Artikelserie als Reise aus dem emotionalen Gefängnis.


Im heutigen Artikel geht es um die nächsten Schritte bei der Platzierung von Emotionen. Dies ist die erste Schlüsselfähigkeit zur emotionalen Wahlfreiheit. Vielleicht möchtest Du Dich jetzt für eine bestimmte Emotion in Dir entscheiden, mit der Du diesen Artikel lesen möchtest. Ich beispielsweise lese Artikel gerne mit einer Emotion von innerer Ruhe. Mittlerweile scheint diese Artikelserie wie ein Reiseführer durch die Welt der Emotionen geworden zu sein. Lass uns mit diesem Reiseführer nun tiefer in die erste Schlüsselfähigkeit zur emotionalen Wahlfreiheit eintauchen.

 

Die bewusste Auswahl einer Emotion

 

In den letzten Artikel ging es vor allem darum, dass Du Deine Emotionen im Inneren bewusst verändern kannst. Nicht nur das, Du kannst Dich daraufhin auch bewusst entscheiden eine andere Emotion auswählen, welche Du stattdessen fühlem möchtest. Wenn Menschen die Wahl haben, wählen sie meist etwas Gutes für sich aus. Bewusste Entscheidungen zu treffen sind eine wichtige Fähigkeit. Sobald Du in der Lage bist, bewusst die Entscheidung zu treffen welche Emotion Du in einer bestimmten Situation fühlen möchtest, kannst Du nach dieser Auswahl handeln und gegebenenfalls die Emotion anpassen.


Wann ist es also der passende Zeitpunkt um eine stimmige Emotion auszuwählen? Es gibt drei Zeitpunkte, die relevant sind:

 

  1. Bevor Du dabei bist in eine neue Rolle oder Situation einzutreten

  2. Währenddessen Du merkst, dass Deine Emotionen und Verhaltensweisen ganz anders sind, als Du es gerne hättest

  3. Nachdem Du erkannt hast, dass Du nicht so gefühlt und gehandelt hast, wie Du es Dir gewünscht hast

 

Genau um diese drei Zeitpunkte geht es im nachfolgenden Abschnitt im Detail.

 

Zeitpunkt: Nach dem Moment

 

Kennst Du jene Momente im Leben, in denen Du zurückblickst und feststellst: „Das habe ich verbockt“, oder: „Hätte ich das bloß in der Situation gewusst“? Es hilft Dir wenig, solche vergangenen Momenten auf lange Zeit in Dir festzuhalten. Stattdessen kannst Du diesen vergangenen Moment als eine Lerngelegenheit betrachten. Was kannst Du also aus einer damaligen Situation lernen? Wie hättest Du Dich in dieser damaligen Situation lieber gefühlt? Und wie hättest Du Dich in dieser damaligen Situation am liebsten verhalten? Wie kannst Du sicherstellen, dass Du das nächste Mal in einer ähnlichen Situation so reagierst, dass Du mit dem Ausgang der Situation zufrieden bist? Anstatt passiv darauf zu hoffen und zu wünschen, dass Du in Zukunft einmal anders reagieren wirst, kannst Du die Emotion aus der damaligen Situation bewusst verändern. Wie Du bereits weißt, bestimmen Emotionen auch wie wir uns verhalten. Meistens ist es einfacher das Verhalten zu verändern, wenn man die Emotion verändert, welche dieses Verhalten hervorbringt.

 

Im nachfolgenden findest Du ein Format. Ein Format ist eine Strategie und besteht aus einer Abfolge von Schritten. Dieses Format schenkt Dir die Möglichkeit neue Emotionen auszuwählen, die stimmiger sind als andere Emotionen in vergangenen Situationen.

 

Format: Die Auswahl von Emotionen für eine positivere Zukunft

 

  1. Identifiziere eine Erfahrung mit der Du unzufrieden bist, weil Du damals Emotionen und Verhaltensweisen erlebt hast, die nach der Erfahrung für Dich unstimmig waren. Bewerte nun was genau damals in der Erfahrung geschehen ist. Achte darauf, dass Du darüber reflektierst welche Verhaltensweisen, Emotionen und Gedanken in der Erfahrung präsent gewesen sind. Ergründe nun diese Erfahrung durch die nachfolgenden Fragen:

    1. „Was ist damals passiert?“

    2. „Was wollte ich stattdessen erfahren?“

  2. Bestimme an dieser Stelle wie Du Dich in der Erfahrung gerne verhalten hättest

  3. Schätze nun welche Emotion in Dir das gewünschte Verhalten hervorbringen könnte

  4. Sobald Du eine Emotion gefunden hast stellst Du Dir jetzt vor, dass bald eine ähnliche Situation in Deiner Zukunft eintritt. In dieser ähnlichen Situation hältst Du allerdings Deine ausgewählte Emotion im Inneren aufrecht. Beobachte in dieser Vorstellung, wie diese Emotion die Erfahrung und Dein Verhalten beeinflusst. Berücksichtige dabei folgendes:

    1. Die Reaktionen anderer Menschen,

    2. den Zustand Deines Wohlbefindens,

    3. und ob Du zufrieden mit der Erfahrung bist

  5. Wenn die zuvor gewählte Emotion für Dich unpassend oder unzureichend ist, gehst Du zurück zu Schritt drei. Bei Schritt drei wählst entweder eine andere Emotion, oder fügst eine weitere Emotion zur Erfahrung hinzu. Falls die Erfahrung für Dich stimmig ist, gehst Du zum letzten Schritt über

  6. Wenn die gewählte Emotion eine stimmige Erfahrung erschaffen hat, dann geht es nun darum sicherzustellen, dass Du auch einen Zugang zu dieser Emotion hast. Damit stellst Du sicher, dass wenn Du Dich das nächste Mal einer ähnlichen Situation befindest, Dich auch so fühlen kannst wie Du es möchtest

 

Dieses Format orientiert Dich darauf, Deine Erfahrungen und Dein Verhalten als Konsequenz bestimmter Emotionen zu verstehen. Der Ausgang einer bestimmten Situation ist oft die Konsequenz der eigenen Emotionen und deren damit verbundenen Verhalten. Das Format unterstützt Dich dabei zu bestimmen, eine alte Erfahrung zu verändern und daraus zu lernen, um Dich zukünftig in einer ähnlichen Situation anders fühlen und verhalten zu können. Mit dem Format kannst Du experimentieren, welche Emotionen zu welchen Verhaltensweisen in einer bestimmten Situation führen.


Im Kern geht es also bei diesem Format darum herauszufinden, welche Verhaltensweisen und Emotionen in einer bestimmten Situation am stimmigsten sind, sodass Du mit dem Ausgang der Situation zufrieden bist. Wie Du erkennen kannst, bieten selbst unangenehme Erfahrungen und unangenehme Emotionen eine Lernmöglichkeit für Dein Leben.

 

Zeitpunkt: Während dem Moment 

 

Jeder Mensch hat schon einmal einen Moment erlebt, in dem unangenehme Emotionen präsent gewesen sind. Anbei ein paar Beispiele:


  • Du willst um Hilfe bitten, aber eine Emotion von Stolz hält Dich davon ab Deine Bedürfnisse anderen Menschen mitzuteilen

  • Ein geliebter Mensch hat Deinen Rat ignoriert und fühlt sich verletzt. Du willst nun mitfühlend sein, fühlst Dich aber selbstgerecht und sagst handelst kühl in der Situation

  • Deine Kinder rennen im Supermarkt herum und Du schreist Deine Kinder an


Momente in denen das was Du fühlst und wie Du handelst anders sind, wie Du es gerne hättest, sind Momente die schon jeder Mensch gesammelt hat. Wenn Du Dich in solchen Momenten wiederfindest, glaubst Du keine andere Wahl zu haben, als abzuwarten oder wie gewohnt zu reagieren. Du wartest damit passiv auf Veränderungen in der Umgebung, anstatt eine neue Perspektive einzunehmen. Allerdings bist Du nicht in Deinen Emotionen gefangen, wenn Du etwas machst um emotional anders zu reagieren. Das bedeutet, dass Du die Wahl hast um eine bestimmte Situation im Moment selbst zu verändern.


Das nächste Format ermöglicht es Dir herauszufinden, welche emotionale Veränderung für Dich wichtig ist um Situationen und Verhaltensweisen verändern zu können:


  1. Wenn Dir bewusst wird, dass eine aktuelle Erfahrung unbefriedigend ist, reflektierst Du darüber, wie Du Dich stattdessen fühlen und verhalten willst

  2. Als nächstes atmest Du tief ein und aus. Stelle Dir beim ausatmen vor, wie Du Dich in der Situation von außen auf Dich selbst schaust. Aus dieser distanzierten Perspektive fragst Du Dich: „Was will ich? Was ist meine gewünschte Erfahrung?“

  3. Wähle nun eine oder mehrere Emotionen aus die hilfreicher sind, um eine stimmigere Situation erleben zu können

  4. Bestimme nun welche Verhaltensweisen die Konsequenzen der Emotion sind, die Du in dieser Situation empfinden möchtest. Welche Verhaltensweisen ergeben sich von selbst, wenn Du diese Emotion empfindest? Sind dies Verhaltensweisen die zu einer stimmigeren Situation führen? Gehe zurück zu Schritt drei, wenn Deine Antwort "Nein" lautet. Bei Schritt drei angekommen wählst Du eine andere Emotion aus. Ansonsten gehst Du zum nächsten Schritt über

  5. Stelle Dir nun vor wie Du die ausgewählte Emotion fühlst. Reflektiere als nächstes, wie sich die Situation entwickeln könnte wenn Du Dich so fühlst. Berücksichtige dabei folgendes:

    1. Die Reaktionen anderer Menschen,

    2. den Zustand Deines Wohlbefindens,

    3. und ob Du zufrieden mit der Erfahrung bist

    Wenn die ausgewählte Emotion nicht ausreicht um Deine Bedürfnisse zu erfüllen, gehst Du zurück zu Schritt drei. An Schritt drei angekommen fügst Du weitere stimmige Emotionen hinzu. Ansonsten gehst Du zum letzten Schritt über

  6. Zuletzt benutzt Du eine Methode, mit der Du einen Zugang zu der Emotion bzw. den Emotionen bekommst, welche Du in dieser Situation fühlen willst


Mit diesem Format entfernst Du Dich in Deinem subjektiven Erleben von der unbefriedigenden Situation. Damit verschaffst Du Dir eine Atempause und die Gelegenheit, Dich aus einer distanzierten Perspektive zu betrachten. Aus dieser distanzierten Perspektive heraus kannst Du leichter wahrnehmen was in der Situation passiert. Dies ermöglicht es Dir eine bessere Wahl in Bezug auf Deine nächste Handlung treffen zu können. In Situationen kannst Du Dich dazu entscheiden mehr Informationen zu sammeln, die Situation zu verlassen oder in der Situation zu bleiben und die Situation zu verändern. Ein Beispiel: Wenn Du Dich auf einer sozialen Veranstaltung unwohl fühlst, kannst Du Dich auf die Toilette zurückziehen oder draußen einen Spaziergang machen. Damit verschaffst Du Dir paar Minuten Raum um Dich innerlich wieder zu sortieren.


Zeitpunkt: Vor dem Moment

 

Im Leben gibt es viele Rollen und Situationen die für uns Menschen neu sind. Diese neuen Umständen laden meistens dazu ein, neue Denk- und Verhaltensweisen zu lernen. Beispielsweise können das Dating, der Umgang mit finanziellen Verlusten, ein Studium im Ausland oder das Leben in einer fremden Kultur neue Erfahrungen darstellen, welche mit neuen emotionale Orientierungen und Verhaltensweisen verbunden sind. Bei neuen Situationen und Rollen besteht selten eine Vorstellung davon, wie man diese emotional angehen sollte.


Wenn Du nicht weißt wie Du an eine neue Situation herangehen kannst, reagierst Du vielleicht in Zukunft mit unpassenden Emotionen und erschaffst damit unangenehme Erfahrungen. Beispielsweise könnte man vor einem Date eine Angst spüren und damit ein eher unangenehmes Date erleben. Viel besser wäre es vor einem Date eine Neugier und Freude zu spüren, um ein eher angenehmes Date zu erleben.


Wenn Du im Voraus bestimmen kannst, an welchen Emotionen Du Dich vor einer neuen Situation orientierst, verschaffst Du Dir eine höhere Flexibilität und Wahlfreiheit. Ich möchte darauf aufmerksam machen, dass es auch sinnvoll ist in einer neuen Situation ohne einen Plan hineinzugehen. Dies erweitert ebenfalls die eigene Flexibilität und ist vor allem für Menschen sinnvoll, die beständig und alles kontrollieren möchten. Das nachfolgende Format kannst Du vor neuen Situationen anwenden, welche Du noch nicht erlebt hast:

 

  1. Beschreibe die Situation einschließlich dessen, was Dir an der Situation vertraut ist. Was ist für Dich neu? Was ist für Dich vertraut?

  2. Überlege Dir was Du in dieser Situation erreichen willst

  3. Entscheide was Du in dieser Situation fühlen willst

  4. Bestimme welche Verhaltensweisen die natürlichen Konsequenzen der Emotion sind, die Du in dieser Situation empfinden möchtest. Welche Verhaltensweisen zeigst Du wie von selbst, wenn Du diese Emotion empfindest?

    1. Sind diese Verhaltensweisen welche Du in der Situation auch zeigen möchtest?

    2. Führen diese Verhaltensweisen zu einer für Dich zufriedenen Situation?

  5. Wenn die Antwort „Nein“ lautet gehst Du zu Schritt drei zurück. Bei Schritt drei angekommen wählst Du eine andere Emotion aus. Ansonsten gehst Du zum nächsten Schritt über

  6. Stelle Dir nun vor in der bevorstehenden Situation zu sein und fühle Deine ausgewählte Emotion. Reflektiere als nächstes darüber, wie sich die Situation wahrscheinlich entwickel wird. Berücksichtige dabei folgendes:

    1. Die Reaktionen anderer Menschen,

    2. den Zustand Deines Wohlbefindens,

    3. und ob Du zufrieden mit der Erfahrung bist

    Falls die ausgewählte Emotion nicht ausreicht, gehst Du zurück zu Schritt drei und fügst weitere Emotionen hinzu. Ansonsten gehst Du zum letzten Schritt über

  7. Zuletzt benutzt Du eine Methode, mit der Du einen Zugang zu der Emotion bzw. den Emotionen bekommst, welche Du in dieser bevorstehenden Situation fühlen willst

 

Mit diesem Format kannst Du vorab bestimmen, wie Du Deine Emotionen am besten orientierst um eine stimmige Erfahrung haben zu können. Das Format hilft Dir auch sicherzustellen, dass Du bestimmte Ziele erreichst, welche Du Dir in einer bestimmten Situation gesetzt hast. Beispielsweise könnte es kontraproduktiv sein, wenn Du mit einer Emotion von Gelassenheit eine Prüfung schreibst. Dies könnte zu nachlässigen Verhalten und einer schlechteren Ergebnis führen. Wenn Du eine gute Prüfung schreiben willst ist es wahrscheinlich besser, eine Emotion von Ehrgeiz in einem konzentrierten Zustand zu fühlen.

 

Es kann auch sinnvoll sein, wenn Du Dich mit anderen Menschen zu Dir noch neuen Situationen austauscht und Informationen sammelst. Damit erfährst Du wie andere Menschen diese Situationen angegangen sind. Diese Informationen kannst Du dann als Orientierung für Dich nutzen. Wer weiß, vielleicht entdeckst Du eine emotionale Haltung, welche Dir bisher unbekannt war und Dein Leben viel intensiver machen kann?

 

Eine Zwischenstopp auf dem Weg der emotionale Wahlfreiheit

 

Viele Menschen ertragen entweder ihre unerwünschten Emotionen, oder versuchen bestimmte Situationen zu vermeiden um keine unerwünschten Emotionen zu fühlen. Diese Kontexte sind das Gegenteil einer emotionalen Wahlfreiheit. Die obigen Formate sind Werkzeuge für mehr emotionale Wahlfreiheit im Leben.


Du hast jetzt jeweils drei Format welche Du


  • vor unbekannten Situation nutzen kannst,

  • während einer Situation verwenden kannst,

  • und nach einer Situation verwenden kannst


Eine emotionale Wahlfreiheit ermöglicht Dir beispielsweise, dass Du Deine Ziele im Leben einfacher erreichen kannst, weil Du Dich weniger mit ungewünschten Emotionen herumschlagen musst. Weiterhin enthält die emotionale Wahlfreiheit die stillschweigende Voraussetzung: "Ich bin hauptsächlich dafür verantwortlich wie ich mich fühle".

 

Mit mehr emotionaler Wahlfreihet werden Dich die Menschen in Deiner Umgebung anders wahrnehmen können. Die meisten Menschen bevorzugen es, wenn Sie andere Menschen auch fühlen können und mit einem kongruenten Menschen in Begegnung sind. In einem Zustand der Kongruenz kannst Du Dich klar mitteilen, was es anderen Menschen leichter macht Dich zu verstehen. Im nächsten Artikel geht es darum, wie Du den Zugang zu verschiedenen Emotionen gewinnen kannst. Bis dahin wünsche ich Dir viel Spaß beim Praktizieren des heutigen Artikelinhalts.

 

Bis zum nächsten Mal und Danke für Deine Zeit,


Dein Florian 🌈

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