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Was ist Karma und wie schränkt Angst das Leben ein?

  • Autorenbild: Florian Stotz
    Florian Stotz
  • 17. Sept.
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 16. Nov.

Gehe bewusst an die Orte vor denen Du Angst hast, wenn Du diese Orte erkannt hast.


In diesem Moment werden diese Worte die Basis des Artikels, und ich erinnere mich einige Stunden zurück, als ich in der Sauna war. Schon vor einigen Tagen freute ich mich darauf endlich wieder eine Sauna zu besuchen. Vor Ort angekommen meditierte ich an mehreren Orten und befand mich wieder einmal inmitten von anderen Menschen mit offenen Augen im Zustand des Zen. Den Zustand des Zen kannst Du Dir unter anderem so vorstellen, dass Deine Wahrnehmung sehr präzise und klar ist. Im Zustand des Zen kannst Du viel mehr wahrnehmen als üblich. Dazu gehört auch das Wahrnehmen von Themen anderer Menschen, über die sie sich meist selbst nicht bewusst sind. Kein Wunder, denn im Zustand des Zen bist Du Dir vollständig selbst bewusst. Wenn ich in dem Zustand des Zen bin, verweile ich vollständig im Moment und die Zeit vergeht wie im Flug. Im Zustand des Zen kann nicht einmal die Angst existieren. Viele alte Themen sind oftmals mit Angst verbunden, um die es primär im heutigen Artikel gehen soll.


Was ist Karma?

 

Das Wort Karma aus dem Sanskrit, stammt von „karman“ ab und steht für „Handlung“. Das ist auch schon die Bedeutung von Karma. Wenn Du jetzt mehr erwartet hast, dann darf ich Dir an dieser Stelle Deine Illusionen zum Wort Karma nehmen. Du kannst Karma wie folgt verstehen: Jede Handlung, jedes Wort, jedes Gefühl, jeder Gedanke und jedes Verlangen hinterlässt eine Spur in Deinem Sein. Diese Spur im Sein ist eine Art energetischer Abdruck. Karma bedeutet, dass jede Deiner Handlungen eine Wirkung auf Dich und Deine Umwelt hat, und dass Du selbst in einem Netz von Ursachen und Wirkungen stehst, welches Du bewusst mit Deinem Handeln gestalten kannst.

 

Du kannst Dir das menschliche Leben wie einen fließenden Strom vorstellen, in dem zwei Prozesse gleichzeitig wirken:

 

  • die Aufarbeitung von Karmas, die in der Vergangenheit erzeugt wurden

  • und die Erzeugung neuer Karmas, die in der Zukunft Frucht tragen werden

 

Jede Handlung, jedes Wort, jedes Gefühl, jeder Gedanken und jedes Verlangen bringt mit mathematischer Genauigkeit sein entsprechendes Ergebnis hervor, und dieses Ergebnis wird auf natürliche Weise und automatisch im Lebensbuch Deines Daseins verzeichnet. Das Lebensbuch Deines Daseins wird in den Yoga-Sutras auch als Karmāśaya bezeichnet, was wörtlich bedeutet „der Schlafplatz der Karmas“. Im Karmāśaya werden alle Samskāras (auch: Prägungen, Eindrücke) hinterlegt, welche durch Dein Karma entstanden sind. Samskāras sind die unbewussten Eindrücke und Spuren Deiner vergangenen Erfahrungen, welche weiterhin in Dir mitwirken und Dein Sein prägen. Deine Handlungen hinterlassen also Prägungen in Deinem Schlafplatz der Karmas. Alles, was Du durch Deine Sinnesorgane erfahren hast, ist in Deinem Gehirn aufgezeichnet und kann in Form von Erinnerungen an diese Erfahrungen wieder abgerufen werden. Diese Eindrücke sind nicht immer da, und doch weißt Du, dass diese Eindrücke existieren.


Das Karmāśaya selbst liegt im Manomaya Kośa, welche auch als „mentale Hülle“ bezeichnet wird. In den Upanishaden (auch: heiligen Schriften) werden fünf Hüllen des Selbst (auch: (pañca-kośa) erwähnt:

 

1.     Annamaya-kośa – die physische Hülle (Körper, Nahrung)

2.     Prāṇamaya-kośa – die energetische Hülle (Atem, Lebensenergie)

3.     Manomaya-kośa – die mentale Hülle (Gefühle, Gedanken)

4.     Vijñānamaya-kośa – die Hülle der Erkenntnis/Unterscheidung (Intellekt)

5.     Ānandamaya-kośa – die Hülle der Glückseligkeit


Das Wort Māyā stammt aus dem Sanskrit und steht für „Illusion“. Māyā selbst ist die kosmische Kraft, die das Eine (auch: Brahman) in Vielheit erscheinen lässt. Es ist wie ein Schleier, der Dich umhüllt, und Dich die relative Welt als wirklich erfahren lässt, während die absolute Wirklichkeit verhüllt bleibt. Alle fünf obigen Kośas gehören zum Bereich der Māyā und sind Erscheinungen, welche Dein wahres Selbst (auch: Ātman) verdecken und damit auch das höchste Selbst (auch: Brahman), da in den heiligen Schriften gilt: „Ātman ist gleich Brahman“. Das Ziel von Yoga ist durch diese Hüllen hindurchzugehen, bis nur noch das reine Bewusstsein (auch: Ātman gleich Brahman) übrig bleibt. Indem Du bei Deinen Handlungen einen bewussten Wert ausdrückst und Dich in einem für Dich stimmigen Zustand befindest, kannst Du bewusst Handeln und damit Dein Sein vollständig verändern.


Die Angst als Chamäleon des Seins


Eine der wohl stärksten Kraft, die im Menschen innewohnen können, ist die Angst. Über die Angst war meine heutige Erkenntnis, dass ein Mensch der Angst vor dem Tod hat, auch Angst vor dem Leben hat, einfach weil die Angst des Todes im Menschen selbst innewohnt, während der Mensch lebendig ist. Die Angst ist selten so, wie sie Dir auf den ersten Blick erscheinen mag. Viele Menschen denken bei der Angst an einen starken Zustand, der sich deutlich zeigt.

 

Allerdings kann die Angst auch wie ein Chamäleon Dein Alltagsbewusstsein an der Nase herumführen. Die Angst ist nicht immer der laute Tiger, der Dich anspringen will, sondern manchmal ein Chamäleon, das seine Farbe wechselt und fast unsichtbar in Deinem Leben existiert. Unbewusst halten Dich die Fäden der Angst an einem Lebenspunkt, ohne dass Du mitbekommst, wie sehr Du Dein Leben in einem goldenen Vogelkäfig verbringst, obwohl die Tür eigentlich offen steht und Du in die Freiheit fliegen könntest. Was sind also mögliche Szenarien, in denen eine unbewusste Angst Dich in Gefangenschaft hält, obwohl das Tor zur Freiheit weit offen steht? Anbei einige Szenarien:

 

  • Mal zeigt sich Deine Angst als Prokrastination: Du schiebt Dinge auf, die Dich eigentlich weiterbringen würden

  • Mal kleidet sich Deine Angst als Rationalisierung: „Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt...“, „Das ist nicht so wichtig“, „Ich muss noch etwas anderes machen“

  • Mal tritt Deine Angst als Vermeidung auf: Bestimmte Orte, Situationen oder Menschen werden gemieden, weil sie Erinnerungen an alte Traumata triggern könnten, und Du Dich davor unbewusst schützen willst

 

Doch wie ein Chamäleon verrät sich auch Deine Angst durch subtile Zeichen, wie ein subtiles Gefühl im Bauch, ein Druck in der Brust oder ein kurzer Gedanke, der Dich aus dem Fluss Deines Seins reißt. Die Angst ist allerdings auch ein guter Freund von Dir, denn sie tarnt sich, weil sie im Kern eine alte Schutzstrategie ist. Damals hat sie versucht Dich vor Schmerz und Leid zu bewahren, vielleicht in Deiner Kindheit, vielleicht auch in einer prägenden Erfahrung. Heute, jetzt wo Du stärker bist, schlüpft sie sich vielleicht in neue Farben, weil die Angst gelernt hat: „So bleibe ich unentdeckt, so halte ich Dich vor möglichen Schmerz und Leid zurück“, und Du darfst diese Angst bewusst und achtsam auflösen, indem Du an die Orte gehst welche Du fürchtest.


Wenn Du an die Orte gehst die Du fürchtest, stellst Du schließlich fest, dass die Angst nur Geister Deiner Vergangenheit gewesen sind. Nachdem die Geister Deiner Vergangenheit verschwunden sind manifestiert sich eine Freiheit in Dir, weil Du wie ein Vogel aus einem geöffneten Vogelkäfig geflogen bist. So stark kann ein bewusstes Handeln und durchqueren der Angst Dein Sein und Leben für immer verändern. Meiner Erfahrung weicht der Schleier der Angst von Dir, wenn Du im Herzen die Liebe stärker als die Angst erglühen lässt.

 

Danke für Deine Zeit und bis bald,

 

Dein Florian 🌈

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